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Die Alte Chronik von 1956

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Die kirchlichen Verhältnisse

b) Die Pfarrei

Das Stephans-Stift war von 1239 bis zu seiner Auflösung im Juni 1803 der Patronatsherr von Dromersheim. Als solcher bestellte und besoldete es auch den jeweiligen Pfarrer. Die Besoldung bestand, der Naturalwirtschaft der damaligen Zeit entsprechend, aus einem Drittel des Frucht- und Weinzehnten, den die Herren zu St. Stephan „aus der ganzen Dromersheimer Gemarkung" erhielten und im Zehnthof eingesammelt wurde. Zwei Drittel des Zehnten diente anderen Zwecken des Stiftes. Im Jahre 1618 war eine Änderung insofern eingetreten, als der Pfarrer neben seinem Drittel an Fruchtzehnten nur noch den festgesetzten Anteil von 2 Fuder Wein bekam; außerdem fiel ihm noch zu 5Vä Simmer Korn, 9 Gulden 2 Albus 4 Pfennig an Geld und 4 Maß Wein. Seine Weinbezüge verbrauchte er natürlich nicht für sich allein, sondern „ein offener Wirt gab durch Jahr Wein, von dem der Pfarrer kein Ungeld (Ohmgeld, eine Verbrauchsabgabe) zu zahlen hatte".
 
Die Wirren der Glaubenskämpfe im 16. Jahrhundert, die den Mainzer Stuhl hart umbrandeten, trugen ihre Wellen auch in unser Dorf. Ein Prädikant der neuen Lehre hat in Dromersheim einen Versuch unternommen, der jedoch an der Glaubenstreue der Bevölkerung scheiterte. Auf Anordnung des Erzbischofs Sebastian von Heusenstamm (1545 bis 1555) fand im ganzen Erzbistum eine Kirchenvisitation statt. Am 17. Februar 1549 traf die Kommission in Bingen ein und waltete hier ihres Amtes. „Mitler Zeit hatt Antonius Wedemeyger Siegler vndt Commisarius, zu Weyler nohe (Nahe), zu Büdeß- heim, Drechtingshausen, Obern vndt Nidern Heymbach, Diedersheim, Sarmßheim Kembde, Algeßheim, Drammerfiheim vndt Ockenheim alle Pfarrer vndt Gottsheußer, sacramente, ornat vndt Clenodia (Kleinodien) visitiert vndt derselbige Kirchen Diener alle gehn Bingen Zum examen gefordert, Do sie auch gehorsamblich erschienen vndt examiniert sein wurden, alle mengel vffgeschrieben vndt Zu beßerung bracht." Eine Kirchenvisitation durch die Patres Jesuiten in Mainz wird auch berichtet aus dem Jahr 1683; „damalß in dem Pfarrhof verzehrt für 1 Rtl. 1 alb."
im Jahre 1618 waren in Dromersheim folgende sakramentale Prozessionen bräuchlich: an Sonntag Rogate, an Fronleichnam und in der Oktav dieses Festes, sowie „an Festo S. Laurenty gehn berg (Laurenziberg) vnndt mehr nit". Zur Prozession auf „Lohrentzi (Lohrenßy)" nach Bergen wurden 1682 ff jährlich durchschnittlich 15 Albus für Pulver und 9 Maß Wein für die Himmelsträger und Schießleute ausgeben. Die Gemeinde war auch schuldig an die Berger Kirche jedes Jahr Opferwachs zu b) Die Pfarrei
 
Das Stephans-Stift war von 1239 bis zu seiner Auflösung im Juni 1803 der Patronatsherr von Dromersheim. Als solcher bestellte und besoldete es auch den jeweiligen Pfarrer. Die Besoldung bestand, der Naturalwirtschaft der damaligen Zeit entsprechend, aus einem Drittel des Frucht- und Weinzehnten, den die Herren zu St. Stephan „aus der ganzen Dromersheimer Gemarkung" erhielten und im Zehnthof eingesammelt wurde. Zwei Drittel des Zehnten diente anderen Zwecken des Stiftes. Im Jahre 1618 war eine Änderung insofern eingetreten, als der Pfarrer neben seinem Drittel an Fruchtzehnten nur noch den festgesetzten Anteil von 2 Fuder Wein bekam; außerdem fiel ihm noch zu 5 1/2 Simmer Korn, 9 Gulden 2 Albus 4 Pfennig an Geld und 4 Maß Wein. Seine Weinbezüge verbrauchte er natürlich nicht für sich allein, sondern „ein offener Wirt gab durch Jahr Wein, von dem der Pfarrer kein Ungeld (Ohmgeld, eine Verbrauchsabgabe) zu zahlen hatte".
 
Die Wirren der Glaubenskämpfe im 16. Jahrhundert, die den Mainzer Stuhl hart umbrandeten, trugen ihre Wellen auch in unser Dorf. Ein Prädikant der neuen Lehre hat in Dromersheim einen Versuch unternommen, der jedoch an der Glaubenstreue der Bevölkerung scheiterte. Auf Anordnung des Erzbischofs Sebastian von Heusenstamm (1545 bis 1555) fand im ganzen Erzbistum eine Kirchenvisitation statt. Am 17. Februar 1549 traf die Kommission in Bingen ein und waltete hier ihres Amtes. „Mitler Zeit hatt Antonius Wedemeyger Siegler vndt Commisarius, zu Weyler nohe (Nahe), zu Büdeßheim, Drechtingshausen, Obern vndt Nidern Heymbach, Diedersheim, Sarmßheim Kembde, Algeßheim, Drammerfiheim vndt Ockenheim alle Pfarrer vndt Gottsheußer, sacramente, ornat vndt Clenodia (Kleinodien) visitiert vndt derselbige Kirchen Diener alle gehn Bingen Zum examen gefordert, Do sie auch gehorsamblich erschienen vndt examiniert sein wurden, alle mengel vffgeschrieben vndt Zu beßerung bracht." Eine Kirchenvisitation durch die Patres Jesuiten in Mainz wird auch berichtet aus dem Jahr 1683; „damalß in dem Pfarrhof verzehrt für 1 Rtl. 1 alb."
 
Im Jahre 1618 waren in Dromersheim folgende sakramentale Prozessionen bräuchlich: an Sonntag Rogate, an Fronleichnam und in der Oktav dieses Festes, sowie „an Festo S. Laurenty gehn berg (Laurenziberg) vnndt mehr nit". Zur Prozession auf „Lohrentzi (Lohrenßy)" nach Bergen wurden 1682 ff jährlich durchschnittlich 15 Albus für Pulver und 9 Maß Wein für die Himmelsträger und Schießleute ausgeben. Die Gemeinde war auch schuldig an die Berger Kirche jedes Jahr Opferwachs zu liefern: 1704 z. B. 18 Pfund ä 18 Albus = 10 Gulden 24 Kreuzer; 1706 I2V2 Pfund ä 36 Kreuzer = 7 Gulden 30 Kreuzer. Die Pfarrer der Orte Gau-Algesheim, Ockenheim und Dromersheim wechselten sich alljährlich in der Darbringung des Opfers und der Predigt ab. Am 23. 12. 1769 verordnete Erzbischof Emmerich Joseph mit päpstlicher Genehmigung eine Verminderung der gebotenen Feiertage-, 16 blieben bestehen und 18, worunter sich auch die Wallfahrt am 10. August auf den Laurenziberg befand, wurden auf Sonntage verlegt; Oster- und Pfingstdienstag ganz abgeschafft. Dadurch kam auch ab 1770 die feierliche Prozession von Dromersheim (und wohl auch von Ockenheim) auf den Laurenziberg in Wegfall. Geblieben ist nur die von Gau-Algesheim, zu dem Berg und Kapelle gehören. Die Laurenziwallfahrt geht höchstwahrscheinlich in die vorreformatorische Zeit zurück, denn es ist kaum anzunehmen, dass sie in reformatorischer Zeit, in welcher die Langwerth von Simmernschen Herrn dieses Weilers zum Protestantismus übergetreten waren, noch eingeführt worden wäre.
 
Die Pfarrbesoldung des 18. Jahrhunderts basierte wie in den vorausgegangenen Jahrhunderten noch auf der Naturalwirtschaft, wodurch die Geistlichen genötigt waren, neben ihrer seelsorglichen Tätigkeit auch Landwirtschaft zu betreiben. Pfarrer Zöller (1761—73) erhielt aus der Zehntscheuer des Stephans-Stiftes 25 Malter Korn Binger Maß, statt des dritten Teils des großen Zehnten, den die Pfarrer zuvor bekamen. Die Frucht musste ihm unentgeltlich auf den Speicher geliefert werden. Für ihre Mühewaltung erhielten aber die Träger „nach alter Dromersheimer Sitte, Gebrauch und Herkommen, wie jeder, der im Haus etwas arbeitet, ihren Trunk verabreicht. Ja, gleichwie man im Altertum jedem Fremden die Füße wusch, so traktiert man nur zu leicht hier jeden mit Wein. Kaum ist jemand in das Haus eingetreten, läuft schon das Kränchen und kreist das Glas, wie bei andern Völkern die Pfeife". Außerdem erhielt der Pfarrer vom Kapitel 12 Ohm 48 Maß Wein aus der Kelter, den er abzüglich des kirchlichen und eigenen Verbrauches in einer Straußwirtschaft im Pfarrhaus an den Mann brachte. Den Graszehnten erhielt er ganz allein, womit er sein Vieh fütterte. Den dritten Teil von Bohnen und Erbsen empfing er aus der Kollegiatsscheuer. Weiter hatte er das Recht auf den dritten Teil des kleinen Zehnten. Kraut und Weißrüben konnte er von den Bauern zwar ohne Widerrede einsammeln, während er jedoch großen Widerständen bei der Lieferung des von seinem Vorgänger nicht erhobenen weiteren kleinen Zehnten (z. B. Obst) begegnete, wofür er aber 7 1/2 Pfund Öl zur Ampel in der Kirche stellen musste. Der Pfarrer hat sich bitter beklagt gegen ungerechte Behandlungen auch in steuerlicher Hinsicht, so dass es ihm „manchmal sauer wurde, bis er zu seinem guten Recht kam". Zur Unterhaltung des Pfarrhauses hatte er jährlich 5 Gulden zu zahlen. Weiter hatte das Kapitel sich die größte Stube im Pfarrhaus für seine Bediensteten vorbehalten, die zur Zeit der Arbeit (Herbst und Ernte) hier verweilten. Seine weiteren Einkünfte bestanden in den Stolgebühren und dem Genuss des Pastoreigutes, wovon der Pachtzins jedoch schlecht einging. Die ganze Art der verwickelten Besoldung war, wenn auch der damaligen Zeit gemäß, so doch mit großen Schwierigkeiten, Unannehmlichkeiten und im Hinblick auf sein Amt oft mit erheblichen Nachteilen verbunden, bis es, wie der Chronist sagt, „anders wurde mit einem Schlag". Gemeint ist damit die Französische Revolution, in deren Auswirkungen die Stifte aufgehoben, der Zehnte abgeschafft und die ganzen Verhältnisse auf eine andere Grundlage gestellt wurden.
 
Im allgemeinen wird der Pfarrei von ihren früheren Geistlichen ein gutes Zeugnis ausgestellt. Pfarrer Hilgenreiner (1856—1880) macht die Bemerkung: „Im ganzen genommen hat in dem ganz katholischen Ort der Pfarrer eine ziemlich gute Stellung. Nur einige Widerspenstige sind da, die den Mantel immer nach dem Winde hängen." Folgende sakramentale Prozessionen sind z. Z. hier bräuchlich: an Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, Sonntag nach Peter und Paul (Patrozinium), Mariä Himmelfahrt und Gr. Gebet. Der St.-Josephs-Tag (19. März), an dem im. Jahre 1945 die amerikanischen Truppen in Dromersheim einzogen, womit der Krieg für unser Dorf praktisch beendet war, wurde durch Pfarrer Heberer als örtlich gelobter Feiertag eingeführt und erstmals 1946 feierlich begangen. Er gilt als Tag der Dankbarkeit gegenüber dem Allerhöchsten, dass das Dorf während des ganzen Krieges bis zu seinem bitteren Ende wie eine Insel von jeglicher Zerstörung durch Kriegshandlungen, Bomben und Granaten verschont geblieben ist!

       
Inhaltsverzeichnis
Quellen:
Müller: Chronik von Dromersheim

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