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Die Stumm-Orgel

Die Geschichte der Orgel als Kircheninstrument

Im 8. Jahrhundert gelangte die Orgel aus dem byzantinischen Raum nach Westeuropa. Rasch findet sie Eingang in Klöster und Kirchen. Da der Orgelklang als besonders feierlich gilt, wird zunächst das Instrument nur an besonderen Sonn- und Feiertagen gespielt und dabei auch nur im Wechsel mit dem Chor, nicht gleichzeitig mit den Sängern. Später wird sie auch zum Vor- und Nachspiel zu bestimmten Gottesdiensten eingesetzt. Erst im 17. Jahrhundert wird die Orgel im Gottesdienst mehr und mehr zur Begleitung des Gemeinde-gesanges benutzt. Im Barock erlebt der Orgelbau seine Blütezeit.

Die Orgel der Dromersheimer Pfarrkirche


Wenige Jahre nach 1776 – dem Jahr der Vollendung des Baus der Katholischen Pfarrkirche – wurde wohl auch die Orgel gebaut. Die Bearbeitung der Pfeifen mit roten Bolusstreifen und Ortsgravur sowie eine charakteristische Disposition weisen auf Stumm als Orgelbauer hin. Das Entstehungsjahr lässt sich aus mehreren Irrläufern unter den Pfeifen schließen. So ist auf manchen nicht die Ortsignatur „Tronsh.“ (Dromersheim) sondern „Galsem“ (Gaulsheim) zu lesen. Friedrich Carl Stumm musste im Jahr 1785 eine Orgel nach Gaulsheim liefern. Man kann davon ausgehen, dass beide Werke in diesem Jahr gefertigt wurden.

Durch den Einbau einer neuen, größeren Westempore in die Dromersheimer Pfarrkirche im Jahr 1896 wurden größere dispositionelle und strukturelle Änderungen an der Orgel vorgenommen:

Der Spieltisch steht nun auf der Empore und die Abstrakten werden hinter einer Holzverkleidung präsentiert. Ein Teil des Stummchen Pfeifenwerks ist bis heute erhalten geblieben. Im Jahr 1979 wurde die Stummorgel der Dromersheimer Pfarrkirche durch die Gebrüder Oberlinger restauriert. In ihrem jetzigen Zustand umfasst die Orgel ein Manual mit 15 Registern und ein Pedal mit 3 Registern, sowie die Möglichkeit der Kopplung von Manual und Pedal.

Die Orgelbaufamilie Stumm
1. Johann Michael Stumm (1683 – 1747)

Johann Michael Stumm war zunächst Goldschmied. Kurz vor seiner Heirat gewann er bei einer Verlosung eine kleine Hausorgel, die er selbst reparierte. Er ging bei dem Orgelmacher Jakob Irrlacher in Kirn in die Lehre, war 1714 Meister und begann in Sulzbach unter französischem Einfluss den Orgelbau.

2. Johann Philipp (1705-1776) und
Johann Heinrich (1715-1788)

Johann Nikolaus gründete in Kastellaun eine eigene Werkstatt.

Die Werkstatt erlebt in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ihre Blüte und den weitesten Wirkungskreis. Die seitenspielige Anlage wird zur Norm, mittige Anlagen werden selten.
Einzige hinterspielige Orgel dürfte das Instrument in der Trierer Welschnonnenkirche sein.

Insgesamt sind 370 Stumm-Orgeln nachgewiesen Erhalten davon sind ca. 140, unverändert, umgebaut bzw. teilweise erhalten und restauriert. Das Familienunternehmen aus dem Hunsrück konnte mit der großen Konkurrenz mithalten obwohl sie nicht billig waren. Sie lieferten allerdings eine hervor-ragende Qualität. Das Holz, das sie verwendeten wurde 15 Jahre gelagert. Das eigene Sägewerk war dazu sehr vorteilhaft.

Die erste Orgel wurde 1722 in Münstermaifeld gebaut, die letzte Orgel 1896 in Sulzbach und steht heute in Niederhosenbach.

Der Stumm-Stil besteht über Generationen in singenden, ein wenig streichenden Prinzipalen, weichen Flöten und kräftigen Zungen. Die Orgeln stimmen über Generationen in klanglichen, technischen und optischen Details überein.

Zum Kundenkreis der Stumms zählen Kirchengemeinden, Abteien, Fürstenhöfe und Residenzstädte, evangelisch und katholisch, in Mosel, Eifel, Hunsrück, Rheinhessen, Pfalz bis Odenwald.

Auch nach über 200 Jahren erfreut die Kraft- und Klangfülle unserer Stumm-Orgel die Gottesdienstbesucher. Unsere Gemeinde ist dankbar und stolz dieses Kleinod zu besitzen, das auch heute noch die Gottesdienste feierlich untermalt.

Mit freundlicher Genehmigung: Pfarrgemeinderat, Bingen-Dromersheim Dezember 2007

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