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65 Jahre Gelobter Tag in Bingen-Dromersheim
Bilder und Text © Werner Hochthurn

Andem 19.03.2011 jährt sich zum 65. mal der Gelobte Tag in Bingen-Dromersheim.
In der Pfarrchronik ist dazu folgender Vermerk eingetragen: „Zum ersten mal feierte die Gemeinde am 19. März 1946 den St. Josephstag als örtlichen Feiertag. Die Gottesdienste wurden wie an Sonn- und Feiertagen gehalten. In der Gemeinde ruhte die Arbeit. Die ganze Pfarrei nahm an diesem Feiertag überaus erfreulichen Anteil.“

St. Josephsaltar
Bingen-Dromersheim

In der Chronik wird auch berichtet, dass im letzten Viertel des Jahres 1944 Bombenangriffe auf Bingen und Bad Kreuznach stattfanden. In Bingen waren bei den Angriffen vom 25. November, 10. Dezember und 29. Dezember viele Todesopfer zu beklagen.

Am 26. November fielen Bomben auf Ockenheim, wobei es acht Tote gab und am 16. März 1945 fallen Bomben in Aspisheim. Es waren zehn Tote zu beklagen. Auf der Bahnstrecke Dromersheim – Gensingen wurden siebzehn Bomben abgeworfen, die alle ins freie Feld fielen. Dromersheim blieb verschont.

Am 16. März war abends das feindliche Artilleriefeuer jenseits der Nahe zu sehen und zu hören. Die Leute flüchteten mit ihren Kindern und einigen Habseligkeiten in die Keller und verbrachten dort die folgenden Nächte. Am 19. März, den St. Josephstag, rücken amerikanische Panzer in unser Dorf ein. Vorbereitete Panzersperren wurden nicht geschlossen, und das Dorf wurde ohne Kampfhandlungen eingenommen. Am 8. Mai 1945 erfolgte die bedingungslose Kapitulation der deutschen Streitkräfte und damit das Ende des Krieges.

„Durch alle Schrecken und Verwüstungen dieses unseligen Krieges ist unser Dorf, wie eine Insel des Friedens hindurchgegangen. Gott sei dafür Lob und Dank allezeit. Den Schlusstag des Krieges, so wie er für uns galt, den Josephstag, haben wir darum zum örtlichen Gelobten Tag erhoben.“ So die Eintragung in unserer Pfarrchronik.
 
Bis zum heutigen Tag haben die Dromersheimer diesen „Gelobten Tag“ erhalten. Meistens hat ein auswärtiger Priester an diesem Tag die Eucharistie mit der Gemeinde gefeiert und gepredigt. Auch ein Dromersheimer Eigenlied wird zu Ehren des hl. Joseph gesungen.

Jedes Jahr wird auf dem rechten Seitenaltar die Statue des hl. Joseph aufgestellt und festlich geschmückt.
Neben diesen erfreulichen Nachrichten sei das Leid vieler Familien nicht vergessen. Aus dem Dorf wurden 238 junge Männer zum Kriegsdienst einberufen. Davon sind 34 gefallen, 18 wurden amtlich als vermisst erklärt, weitere 13 waren vermisst ohne amtliche Meldung und kehrten nicht mehr heim. Eine schwere, schmerzliche Aufgabe für die Angehörigen und Hinterbliebenen von Vermissten war die amtliche Todeserklärung, um Versorgungs- und Erbangelegenheiten usw. erledigen zu können.

Nicht unerwähnt sollen die 15 Kriegsinvaliden sein, die den Krieg mit schweren Verwundungen und Behinderungen überlebt haben. Ein Dank gebührt auch den acht Rot-Kreuz Schwestern aus Dromersheim, die während des Krieges in den Lazaretten die Verwundeten gepflegt haben. Auch dieser Dienst war eine schwere Aufgabe.

Wenn wir heute nach 65 Jahren Frieden und wirtschaftlichen Aufschwung auf diese Zeit zurückblicken, können wir uns nicht vorstellen, welche Not und wie viel Leid in den meisten Familien herrschten. Oftmals standen Frauen allein mit den Kindern da und mussten auch noch die Landwirtschaft mit bewältigen. Gegenseitige Hilfe war notwendig und schmiedete das Zusammenleben. Dass mit dem Einmarsch der amerikanischen Streitkräfte der Krieg und die Naziherrschaft zu Ende gingen, war es den damaligen Menschen wert, Gott zu danken. Für die Einführung des Gelobten Tages bedurfte es keiner Diskussionen.

Ich glaube, wir sind es unseren Eltern und Großeltern schuldig, diesen Gelobten Tag weiter zu erhalten und im Gedenken an sie diese Tradition weiter zu führen.

Für die Unterstützung bei der Erstellung dieses Beitrags möchte ich Herrn Lorenz Christian danken.

Josephstag 2011

Werner Hochthurn

Quellen:
Pfarr-Chorik Dromersheim
Müller: Chronik Dromersheim
Aufzeichnungen von Frau Agnes Heinz