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Die Alte Chronik von 1956

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Das Backhaus

Im Mittelalter unterschied man zwei Arten von Backhäusern: das Bannbackhaus und das Gemeindebackhaus. Bei dem ersteren waren alle Einwohner gebannt (gebunden) oder verpflichtet, darin backen zu lassen, während das andere von der Gemeinde an einen Bäcker verpachtet wurde. So lange nur ein solches Backhaus in einer Gemeinde war, gab es keinen Streit. Anders aber, wenn ein zweites vorhanden war. Von Dromersheim steht im ?Mainzer Jurisdiktionalbuch 27" vom Jahre 1590: Backhausbelangen: Die Gemein Dromersheim hatt ein eigen Backhaus, daraus wird Jahres von dem Becker erhoben 3 fl. Und im Jurisdiktionalbuch für das Amt Olm und Algesheim aus dem Jahre 1618 heißt es vom Backhaus: Die Gemein Dromersheim hatt ein Backhaus. Daraus wird Jahres dem Kloster Rupertsberg 10 Gulden Zins geben. Im Jahre 1626 wird dieses Backhaus neben einem abgebrannten Hausplatz in der Dietengasse genannt. Die Verpachtung durch die Gemeinde fand in der Regel am St. Stephanstag (26. Dezember) statt auf unterschiedliche Zeit und zu verschiedenem Pachtzins. Dem jeweiligen Pächter wurde aufgetragen, das Backwerk nach altem Brauch herzurichten, dass keine Klagen zu erheben sind. Eine evtl. ?Uffkündigung" soll 1U Jahr vor Ende der Pachtzeit geschehen. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts war noch ein zweites Backhaus in Dromersheim vorhanden, für das der Bäcker Peter Koff der Gemeinde 300 Gulden vorgeschossen hatte, die ihm am Ende seiner Pachtzeit zurückerstattet werden mussten. Die Gemeinde übergab dem Nachfolger Peter Fleck am 7. Januar 1757 dieses Backhaus mit der Verpflichtung, die Zinsen für dieses Geld und den Pachtzins in Höhe von 20 fl. jährlich im Voraus zu zahlen. Zehn Jahre später schießt Fleck der Gemeinde die 300 fl. vor und bekommt das Backhaus in der Obergasse neben Schultheiß Peter Schmitt und anderseits neben Franz Satler auf 6 Jahre. Das Kapital soll ohne Zinsen stehen bleiben. Bei einer späteren Verpachtung wird die Arbeit des Peter Fleck sehr gelobt, und wir erfahren, dass er als Backlohn für 100 Laib Brot, jedes 7?8 Pfund schwer, 10 Kreutzer erhält, wobei die Leute Teig und Feuer zu stellen und zu bringen und das gebackene Brot abzuholen hatten. Das ?Beutemehl" durften sie abkehren und mitnehmen oder auf Verlangen der Gemeinde dem Eberhalter geben.

Deutlicher ersehen wir das Vorhandensein zweier Backhäuser aus einer Einnahmeliste vom Jahre 1773, aus der hervorgeht, dass Simon Kreyß (geb. 24. 6. 1739, gest. 26. 9. 1780) aus seinem eigenen Backhaus der Gemeinde 6 fl. Zins zahlen musste. Als Stephan Buchholz aus Gonsenheim im Jahre 1786 das Gemeindebackhaus pachtete, war ihm wohl nicht bekannt, dass noch ein anderer Bäcker vom Amt Backerlaubnis und Feuerrecht erhalten hatte. Die Ehefrau des Buchholz richtete deshalb an das Kurfürstlich-Mainzische-Amt in Algesheim am 29. Juli 1789 eine Beschwerdeschrift. Darin bemerkt sie, sie habe zwar gewusst, dass das Backhaus kein Bannbackhaus sei, aus dem Versteigerungsprotokoll gehe aber nicht hervor, dass noch ein anderes Backhaus da sei, sie hätten sonst solch hohen Zins nicht gezahlt. Sie bat in der Klageschrift, man solle Schultheiß und Gericht von Dromersheim um Schadenersatz anhalten oder die noch fälligen 100 Gulden ihnen erlassen, da man dem zweiten Bäcker das Backen nicht verbieten könne. Welchen Ausgang der Streit nahm, ist nicht bekannt, jedoch gab das Amt zu erkennen, Aufklärung zu schaffen.

In den umwälzenden Zeiten der napoleonischen Herrschaft, gingen kurz vor 1800 die Gemeindebäulichkeiten in Privathand über.

Aus Zinslisten, Gerichtsprotokollen und Eintragungen in den Pfarrbüchern sind folgende Bäcker genannt: 1562 Velten Roß, 1633 Jost Lichenrodt, 1671 Christoph Kappesheimer, 1687 Johann Weber, 1689 Johann Müller der junge, 1691 Johann Weber jun., 1712 Johann Fleck, 1726 Caspar Fleck (geb. um 1700, gest. 6. 5. 1758), 1752 Johann Martin Fleck (geb. 3. 5. 1714, gest. 11. 5. 1785), vor 1757 Peter Koff, 1757 Peter Fleck (geb. 25. 6. 1738, gest. 14. 7. 1789), 1762 Johann Fleck (geb. 25. 7. 1724, gest. 23. 12. 1765), 1772 Peter Fleck, 1786 Stephan Buchholz, 1793 Leonhard Fleck (geb. 4. 3. 1768, gest. 11. 1. 1811).

       
Inhaltsverzeichnis
Quellen:
Müller: Chronik von Dromersheim

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