Bauern- und Winzerverein Dromersheim
- Ansprechpartner: Oswald Hochthurn
(1. Vorsitzender)
- Mitgliederzahl: 36 (Stand : 2004
(die Hälfte davon Vollerwerbsbetriebe))
- Gründungsjahr: 1946
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Historischer Rückblick
Im Protokollbuch des damaligen Bauernvereins Dromersheim ist
auf der ersten Seite folgende Eintragung zu lesen:
„Auf Anregung von Bürgermeister Kraus wurde im Jahre
1946 auf dem Rathaus der Bauernverein gegründet. Es unterzeichneten sich
eine geringe Zahl von 28 Mitgliedern. Als provisorischer Vorsitzer wurde
Adam Gilles ernannt. Da damals noch alles im Aufbau war, waren die Arbeiten
noch nicht von großer Bedeutung.“
Eine endgültige Gründung, so steht es im Protokollbuch heißt, fand dann am
18.11.1947 statt. Es unterzeichneten annähernd 100 Mitglieder. Der gewählte
Vorstand setzte sich wie folgt zusammen:
Erster Vorsitzer: Peter Reckert
Zweiter Vorsitzer: Heinrich Moos
Schriftführer: Andreas Külzer
Kassierer: Anton Jakob Huber
Beisitzer: Johann Dürk III
und Johann Leonhard Fleck
Die Dromersheimer Bauern hatten damals erkannt, dass es für sie vorteilhaft
ist, sich in einem Verein zusammenzuschließen, um vor allem nach Außen hin
ihre Interessen effektiver vertreten zu können.
Nach mündlicher Überlieferung gab es bereits zur Zeit der Weimarer Republik
einen Zusammenschluss der Bauern, der sich Freie Bauernschaft nannte. Nach
1933 wurde er allerdings durch die Ortsbauernschaft abgelöst, die dem
Reichsnährstand untergeordnet und damit sehr parteipolitisch ausgerichtet
war.
Am 4. März 1948 fand eine erste Versammlung des Dromersheimer Bauernvereins
statt. Hauptthema war die Beschaffung von Saatkartoffeln, die aufgrund der
Dürre im Jahr 1947 kaum noch vorhanden waren. In den kommenden Jahren musste
sich der Bauernverein mit unterschiedlichen örtlichen Problemen
auseinandersetzen. Zum Beispiel mit dem Rebenaufbau, dem Wiederaufbau der
von der Reblaus geschädigten Weinberge, der gemeinsamen Besorgung einer
Dreschmaschine und der Bewirtschaftung des Getreides. In Sachen Reblaus
wurde eine Kommission gebildet, die zu entscheiden hatte, ob ein Weinberg
„ausgehauen“ oder mit entsprechenden Pflanzenschutzmitteln behandelt werden
sollte. Dieser Kommission gehörten folgende Herren an: Peter Reckert,
Bürgermeister Hans Kraus, Josef Müller, Andreas Pfeifer und Georg Eberhard
Huber. Auf der Generalversammlung 1949 wurde Heinrich Zimmermann zum
Kassierer gewählt. Mittlerweile gehörten dem Verein bereits 105 Mitglieder
an. Weitere wichtige Themen zu dieser Zeit waren die Milch- und
Viehablieferung (Beschlagnahmungen durch die Besatzungsmächte) und die
Hausschlachtung.
Im Jahr 1950 wurden auf Anregung von Bürgermeister Hans Kraus in der
Gemarkung Bodenproben gezogen, um den Nährstoffgehalt der Böden
festzustellen. Für diese Zeit war dies eine sehr fortschrittliche Maßnahme,
deren Kosten die Gemeinde übernahm. Nach der Bekanntgabe der
Bodenuntersuchungsergebnisse engagierte man einen Fachmann, der ganz gezielt
Düngeempfehlungen aussprach. Ein weiteres Novum 1951: Erstmals organisierte
der Bauernverein eine Weinprobe mit 36 Weinen. Geleitet wurde sie von
Weinbauinspektor Mohr.
In den folgenden Jahren befasste sich der Bauernverein mit dem komplexen
Thema Weinmarkt und -qualität. Man befürchtete unter anderem eine große
Konkurrenz der in Mode gekommenen Erfrischungsgetränke wie Coca Cola. Zum
Glück waren diese Ängste unbegründet und die amerikanische Konkurrenz
gefährdete den heimischen Weinabsatz nicht ernsthaft.
Am 23. Mai 1957 gab der Vorsitzende Peter Reckert auf einer
außerordentlichen Generalversammlung seinen Rücktritt aus gesundheitlichen
Gründen bekannt. Als Nachfolger wurde Andreas Külzer gewählt und Philipp
Müller unterstützte als Schriftführer den Vorstand. Karl Christian übernahm
das Amt des Vertrauensmannes für die Landjugend.
Die damalige agrarpolitische Situation, der tiefgreifende Umbruch im
bäuerlichen Leben, die Technisierung und das Lohn- und Preisverhältnis waren
nun die vorherrschenden Themen im Bauernverein.
Im Jahr 1958 und 1959 wurden Wilhelm Hochthurn, Josef Weis und Hermann
Fischer in den Vorstand gewählt.
Am 28.2.1963 übernahm Karl Christan das Amt des Ersten Vorsitzenden und
steuerte den Bauernverein unter anderem durch die Zeiten der Umstellung der
Milchabgabe (Aufgabe der Milchsammelstelle ). Auch die Entwicklung der
Europäischen Gemeinschaft beobachtete man kritisch. Das Herbstgeschäft mit
Trauben und der niedrige Traubenpreis bereitete nicht nur den Dromersheimer
Bauern und Winzern in den folgenden Jahren Sorgen.
1968 wurde Werner Hochthurn zum Schriftführer gewählt. In diesen Jahren
blieb der Wegebau eines der bestimmenden Themen im Verein. Eine
Weinbergsflurbereinigung, die bereits im Jahr 1959 diskutiert worden war,
lehnte man auch jetzt wieder nach teilweise sehr heftigen Diskussionen ab.
Einhergehend mit dem geplanten Autobahnbau durch die Dromersheimer Gemarkung
wurde 1973 von staatlicher Seite her eine Teilflurbereinigung angeordnet.
Die Jagdgenossenschaft, die bisher von dem Gemeinderat verwaltet worden war,
wurde auf Antrag des Bauernvereins wegen der Eingemeindung in die Stadt
Bingen in die Hände der Landwirte übertragen. Ebenso übernahm der
Bauernverein die Weinbergshut. 1973 trat Claus Huber in den Vorstand ein.
1974 feierte der Verein sein 25-jähriges Jubiläum.
Im Jahr 1977 beschäftigt sich der Bauernverein mit dem heiklen Thema
„Strohverbrennung“. Da immer mehr Bauern kein Vieh mehr hatten, wussten sie
nicht wohin mit ihrem Stroh und verbrannten es direkt auf dem Feld. Dabei
kam es zu zahlreichen Personen- und Sachschäden, zum Beispiel, wenn
benachbarte Äcker versehentlich mit abgebrannt wurden. Deshalb wurde die
Strohverbrennung auf dem Feld von staatlicher Seite aus verboten.
Adi Huber übernahm 1978 das Amt des Kassierers. 1979 forderten die
Finanzämter von den landwirtschaftlichen Betrieben die Einführung einer
offiziellen Buchführung, die dann als Grundlage der Versteuerung dienen
sollte. Bislang wurde jeder Betrieb abhängig von seiner Größe geschätzt und
veranlagt. Der Dromersheimer Bauernverein bot seinen Mitgliedsbetrieben bei
dieser Umstellung über den Bauernverband seine Hilfe an. Im gleichen Jahr
wurde Ernst Fischer anstelle seines Vaters in den Vorstand gewählt und
übernahm das Amt des Schriftführers.
Nach 18 Jahren Vorsitz trat Karl Christian 1981 aus gesundheitlichen Gründen
von seinem Amt zurück und Claus Huber trat seine Nachfolge an.
1981 wurde zum ersten Mal die kleine Weinburg am Freidhof beim Winzerfest
von sieben Dromersheimer Winzern bewirtschaftet. Im selben Jahr wurde Thomas
Pfeifer anstelle von Ernst Fischer zum Schriftführer und Georg Tischleder
zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. In diesem und den folgenden
Jahren musste sich der Verein mit der Schließung von Bahnübergängen und
damit erforderlichen schwierigen Verhandlungen mit der Bundesbahnbehörde
ebenso wie mit teilweise schweren Erdrutschungen am Berg auseinandersetzen.
Diesbezügliche Verhandlungen und Begehungen mit staatlichen Behörden blieben
leider erfolglos, da diese eine Flurbereinigung als Bedingung für
finanzielle Hilfen forderten. Viele Dromersheimer Winzer legten lieber
selbst Hand an und reparierten ihre Bodenschäden so gut es ging in
Eigenarbeit. Weitere Themen im Verein: Der Vollerntereinsatz und die
Verlegung von Drainagen an nassen Stellen in der Gemarkung, um Grundstücke
und Wege trocken zu halten.
Durch die strukturellen Entwicklungen in diesen Jahren gaben viele Betriebe
ihre Landwirtschaft auf und spezialisierten sich ganz auf den Weinbau. Diese
Entwicklung beeinflusste auch die Arbeit des Bauernvereins, in dem zunehmend
die landwirtschaftlichen Themen verdrängt und der Fokus mehr und mehr auf
den Weinbau gesetzt wurde. Weinrechtsänderungen, Hektarhöchsterträge und
Erntemeldungen erforderten eine intensive Aufklärung, die nun
Diskussionsgegenstand in den Versammlungen war.
Die Raiffeisenbank Bingen, die seit 1971 mit der Spar und Darlehnskasse
Dromersheim verschmolzen war, kaufte 1985 dem Dromersheimer Bauernverein
einen Stockroder und eine Drillmaschine zum Einsäen von Gras oder
Gründüngung in die Rebzeilen.
Im Jahr 1986 trat Werner Hochthurn nach 18 Jahren Vorstandsarbeit zurück und
Bernd Müller wurde als Beisitzer gewählt. Der Verein zählte 1986 laut
Protokollangaben 43 Mitglieder, davon waren 23 Vollerwerbsbetriebe, 14
Rentner und 6 Nebenerwerbsbetriebe. In dieser Zeit beschäftigte die
Kiesgrube auf dem Berg für einige Jahre die Vereinsmitglieder. Der Betreiber
der Grube wollte eine Fahrgenehmigung für den Abtransport der mit Kies
beladenen Lkw über den Kuhweg und durch Dromersheim. Wegen der damit
verbundenen voraussehbaren Gefahren – zum Beispiel für die
Kindergartenkinder - wehrte sich der Bauernverein erfolgreich gegen diese
Genehmigung.
Das 40-jährige Jubiläum wurde in einer kleinen Feierstunde am 31.1.1988
gefeiert.
Anfang der 90ziger Jahre bestimmten die Kiesgrube, die Agrarförderung,
polnische Arbeitskräfte und die Kellerbuchführung mit Weinrecht die
Diskussionen und Vorträge in den Versammlungen.
2002 und 2003 erarbeitete der Vorstand gemeinsam mit der Arbeitgemeinschaft
Binger Bauernvereine ein neues Konzept für das Binger Winzerfest, zum
Beispiel die Umgestaltung der großen Weinburg und ein neues
Standverteilungssystem.
Im Jahr 2003 legte Claus Huber nach 22 Jahren sein Amt als Vorsitzender
nieder. Nachfolger wurde Stefan Hochthurn.
Regelmäßige Aktivitäten des Vereins:
-
Einmal jährlich Generalversammlung
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Unregelmäßig stattfindende Versammlungen mit Fachvorträgen zu
unterschiedlichen Themen
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Jedes Jahr Beteiligung am Winzerfestumzug mit zwei Motivwagen und einer
Kutsche für die Eisweinkönigin
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Beteiligung an den Winzerfestvorbereitungen
-
Organisation der Weinbergshut (Starenabwehr)
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