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Aufzeichnungen von Agnes Heinz

Familie Pfeifer

Abschrift von Frau Agnes Heinz, Dromersheim, die Familie Pfeifer betreffend:

Johann Pfeifer, Sohn von Joh. Lorenz Pfeifer und Anna Maria, geb. Sattler:
Das Jahr 1775 haben mir zu Dromersheim unser neu Kirch anfangen zu bauen u. haben daran gebaut zwey Jahr u. kostet 6000 Gulden u. der Baumeister ist gewest von Kleinostheim aus dem Oberland.
Das Jahr 1779 auf petrum und paull ist unser Kirch eingeweiht worden und seind bis 1100 Kinder gefirmt worden und hat selbigen nachmittag ein Kißelwetter geben und hat großen schaden gethan.
Das Jahr 1783 haben mir zu Dromersheim eine neue Canzel bekommen und hat sie ein schoenes Vor mayntz (Mainz) gemacht und haben auch selbig mahl die Commnikantenbank bekommen.

20th märtz 1785 hat mir gott eine junge dochter beschöhrt und ist sein nahm Ottilia und ist sein göthgen meine Frau geschwäg. Ottilia Fügen.

2th märtz 1787 hat mir gott einen jungen Sohn beschöhrt und ist sein nahmen Laurentzius und ist sein petter mein Bruder Laurentzius Pfeifer.

23th dezember 1789 ist meine großmuter agnesa Sattlerin nachts gegen ein uhr gestorben und ist etliche 80 Jahr alt geworden und sie hat der Schlag gerührt das sie 8'1/2 Jahr nicht mehr hat gehen können und ich habe sie 6 Jahr Verpflegen müßen da ich bey ihr gewohnt habe und ihr Haus habe angenohmen vor 400 gulden wo ich aber hundert gulden vorzüglich hate und mit den anderen 300 wieder mit zu Theil gegangen und habe ich aljährlich Vor ihre verpflegung von meinen drey geschwister von Jedem 4 matter Frucht bekommen wobei ich aber meinen großvatter auch hab Verpflegen müßen und habe ich auch 1 Viertel 10 ruhten ohngefähr beim garten auf dem Steuerweg oben Valtin Fügen unten weißen Frauen und dann das Bett Vorzüglich bekommen.

Abhandlung von Frau Agnes Heinz über die Familien Pfeifer:

Der Familienname Pfeifer gehört mit zu den ältesten Namen hier in Dromersheim. 1670 wird der Name in einer Trauung erstmals genannt. Es muß eine besondere Hochzeit gewesen sein, denn es wird eine große Menge dabei genannt. Die Trauung fand in der Marienkirche statt, also da, wo jetzt unsere Pfarrkirche steht. Die St.Peterskirche an der Steiers-Pforte war baufällig geworden, ab 1688 wurde die Marienkirche Pfarrkirche, es wurde eine Sakristei angebaut u. auch ein neuer Turm sollte errichtet werden.
Aber 1690, als unter Melac die Pfalz zerstört wurde, sank auch Dromersheim in Schutt u. Asche. Der Aufbau der Häuser war nun vordringlicher, u. erst 1707 wurde der Turm begonnen, konnte aber erst 1718 vollendet werden, wie die 2 Zahlen es noch heute ausweisen. An der Verzögerung war daran der spanische Erbfolgekrieg schuld. So sind wir also schon mitten drin im Ablauf der Geschichte, in der die ersten Pfeiffer-Familien auftauchen. Schon 1629 wird ein gewisser Pfeffer genannt, es kann sein, daß es ein Schreibfehler ist u. schon damals ein Pfeiffer hier wohnte. Das war mitten im 30jährigen Krieg.

Die alten Bücher gingen in all den Wirren dieser Kriegsjahre verloren, 1666 war das große Pestjahr, wo von den 300 Einwohnern nur 100 übrig blieben. Der Pfarrer Johannes Ubach starb ebenfalls an der Pest. Sie war wohl auch noch eine Begleiterscheinung der Elendsjahre.
Die Pfarrbücher gehen zurück bis 1676, aber immer wieder gibt es auch da Lücken, wodurch manche Daten nicht zu finden sind. 1690 fehlen gleich sämtliche Eintragungen, als unser Ort zerstört wurde. Wieviele dabei umgekommen sind, ist nicht bekannt.

Unser Vater erzählte immer wieder, damals sei ganz Dromersheim niedergebrannt, nur die Kirche u. die Scheune von Kaspers Rickes, jetzt Ernst Ludwig Fleck, seien übrig geblieben.


Die Balken gehen da noch bis auf den Boden. Es ist schade, daß ein solch altes Bauwerk so schlecht in Pflege gehalten wird. In diesen Jahren also, vor u. nach 1700, finden wir schon eine ganze Anzahl Familien, die den Namen Pfeiffer tragen. Der Name wurde übrigens bis in Napoleons Zeiten, etwa bis 1814, mit 2 F geschrieben. Erst in den Zivilstandsregistern, die in diesen Jahren aufkamen, wird Pfeifer geschrieben, so wie wir den Namen heute kennen. Es ist übrigens mit den meisten Namen so, die Rechtschreibung war nicht so allgemein wie heute. Fast jeder Pfarrer schrieb die Namen anders, bei einzelnen Namen gibt es 4 u. 5 ??nderungen. Wie es scheint, gab es hier um 1680 nur 2 Familien Pfeiffer. 1685 ist der Taufeintrag von A. Christina Pfeiffer, T. v. Joh., Küfer, u. Anna (geb. Scheffer = Schäfer). Ob sie wohl das einzige Kind oder das jüngste war, ist nicht mehr festzustellen. Von ihren Eltern ist sonst nichts mehr bekannt. 1686 heiratet ein Matthäus Pfeiffer aus Dromersheim die A. M. Schumann (Schumacher) aus Dromersheim. Aber eine Verwandtschaft mit den übrigen Pfeiffer-Familien läßt sich nicht erkennen. Man seht das nämlich meist schon an den Taufpaten u. später auch an den Trauzeugen.

Der erstgenannte Joh. Heinr. Pfeiffer, der 1680 getraut wurde, kam aus (Gau-)Algesheim u. heiratete eine Odihlia F. Zimmermann von hier. Sein Vater hieß ebenfalls Joh. Heinr., er war ein Tellony Praefect, d. h. Zoll-Präfekt - (wohl wie heute ein Landrat?) Seine Mutter hieß A. Marg. - -. Vielleicht ist darin auch zu suchen, warum bei seiner Trauung eine „große Menge" genannt wird, denn als Sohn (vielleicht der älteste?) eine präfekten wird er wohl viele Neugierige angelockt haben. Er wird später scabini = Schöffe genannt, u. nach seiner 3. Heirat Prätor = Bürgermeister.

In derselben Zeit ist in Oberhilbersheim ein A. Valt.Pfeiffer, bei einem Sohn ist Joh. Gg. Pfeiffer Pate - ein Sohn des Joh. Heinrich Pfeiffer, Tellony Praefect aus Algesheim, Ad. Valt. Ist also wohl ein Bruder von Joh. Heinrich hier, Joh. Georg ebenfalls u. später ist nochmals ein Joh. Wendelin Pfeiffer aus Algesheim Pate. Ich habe sie auf Seite 1 als Familie in Algesheim zusammengestellt. Dann heiratet noch eine M. Martha Pfeiffer in Nieder-Hilbersheim einen Joh. Peter Winter. Dem Alter nach ist auch sie aus dieser Familie. Schließlich ist da noch ein Joh. Pfeiffer, S. v. Joh. Heinrich Pfeiffer, der 1706 hier heiratet, auch er ist wohl noch ein Sohn dieser Familie. Ein Joh. Heinrich Pfeiffer heiratet 1703 eine M. Ottilia Scheffer (Schäfer). Durch diese Anhäufung desselben Namens ist es sehr schwer, die Kinder zu den richtigen Eltern zu finden, da 2 von den Müttern auch die gleichen Namen haben u. der Zunahme nicht dabei geschrieben wird. Dieser letzte Joh. Heinrich trägt stets die Bezeichnung „subprätor" - also Stellvertreter des Bürgermeisters, Adjunkt, wie wir heute sagen. Dazu kommt, daß jeder wieder einen Sohn mit gleichem Namen hat. Es war früher üblich, in der Familie immer wieder die Namen der Vorfahren zu nehmen, die Kinder sollten schon durch ihre Namen an sie erinnert werden, es war auch darin ein Fortleben nach dem Tod. Bis in unsere Zeit haben wir immer wieder Beispiele dafür. Auf der einen Seite ist es ein Weg, wenn man sucht, aber es kann auch ein Irrweg werden, wenn eine solche Häufung der Namen vorkommt wie in diesem Fall. Ich habe viel Zeit verschwendet grad bei diesen Namen u. hoffe, daß es so richtig ist. Sollte sich durch spätere Forschungen etwas verschieben, so sollte es unverzüglich vermerkt werden. Es sei nochmals betont, daß die Familie auf Seite 1 von mir aus nur willkürlich zusammengestellt ist, ein Zusammenhang ist durch viele Anzeichen vorhanden, aber es könnte auch sein, daß die genannten Personen nicht 1 Familie angehören, sondern aus verschiedenen unter sich verwandten Familien aus Algesheim.

Der Name selbst deutet an, daß die Träger dieses Namens wohl ursprünglich „Pfeiffer" waren, also eine Pfeife oder Flöte oder ein ähnliches Instrument spielten. Denn durch solche Bezeichnungen entstanden unsere Familien-Namen, die es erst seit Ende des Mittelalters gibt. Vorher stand dieses Vorrecht nur den Adeligen zu, die nach ihrem Besitz, nach ihren Burgen u. Schlössern benannt wurden. Der einfache Mann hatte nur seinen Rufnamen u. wenn man ihn näher bezeichnen wollte, nannte man seinen Vater dabei. In der Zeit der Leibeigenen reichte das aus. Als es dann immer mehr Freie u. später „Bürger" gab, nannte man nun als nähere Bezeichnung einen 2. Namen, den „Zu-Namen", der auf Aussehen (Schwarz, Klein, Groß, Braun, Weis) u. Gestalt, auf Beruf u. Stand (Bäcker, Becker, Metzger, Krämer, Kaufmann, Schultheiß, Schmied, Schmidt, Schmitt), auf Herkunft u. Zugehörigkeit zu einem Volk oder Stamm (Dickescheid, Ockstadt, Bamberger, Brück, Roth, Bayer, Beyer, Baier, Heß, Pohl, Spanier, Mohr, Tür, Dürk, Deutsch oder durch besondere Kenntnisse oder Kennzeichen auszeichneten (w. z. B. Pfeiffer, Sänger, Singer, Baumgärtner, Bauer, Einsfeld, Hochthurn, Faßbender, Fischer, Funkelnau, Gaul, Pörtner, Hahn, Hartleib, König, Kaiser, Hang, oder auch durch Beinamen die von den Vornamen genommen wurden. So ist unser Name Heinz eine Abkürzung von Heinrich, es ist ein altdeutscher Name u. bedeutet Heim-reich = Fürst des Heimes. Albert + Hartmann = der starke Mann, Werner, Luckas, Peter, Paulus, Walter, Kleinhaus, Krauth, Kühnreich, Kutscher, Krebs, Küfer, Kiefer, Kastell, Lang, Lauterborn, Lunkenheimer, Maurer, Mauer, Müller, Nagel, Ochs, Rabenheimer, Färber, Schäfer, Wolf, Schöffen, Schneider, Schumacher, Scheurer, Scheuer, Schröder, Stockheim, Specht, Sturm, Stein, Straßburger, Scherer, Schreiber, Vetter, Weingärtner, Weber, Weinheimer, Zimmermann, Schütz.
Unter denselben Kennzeichen entstehen noch heute die sogenannten „Spitznamen". Mit ihrer "Spitze" zielen sie auf irgend etwas, durch das die betreffende Person schnell u. klar bezeichnet wird.
Nach diesem kleinen Seitensprung kehren wir wieder zum Thema zurück. Fast 3 Jahrhunderte können wir die Familie Pfeifer zurückverfolgen. Viel Schweres u. schmerzhaftes mußten alle Generationen mitmachen, durchkämpfen u. erleiden. Auf dieser Welt bekommt man nichts geschenkt, wir sind ja auf der Wanderschaft. Aber auch die kleinen Freuden des Lebens sollten wir sehen u. genießen, sie lassen uns das Herbe u. Bittere vergessen.

Wenn ich nun von den 7 Stämmen der Familie Pfeifer den letzten herausgreife, es ist der Stamm, für den ich dieses Buch schreibe. So mögen die heutigen (jetzigen) Träger dieses Stammes sich bewußt werden, was Friedr. Wilh. Weber in seinen 13 Linden so treffend beschreibt. Menschen sind die Menschenkinder aller Zeiten, aller Zonen, ob sie unter Birkenbüschen, ob sie unter Palmen wohnen. Man muß verstehen, auch zwischen den Zeilen zu lesen. Die Daten u. Zahlen sind nicht tot, sie umfassen ein Leben, ein Menschenleben wie das unsere. In ihre Zeit gestellt, wird die Geschichte greifbare Wirklichkeit, nicht wie ein Märchen, das den Gegenstand der Geschichte verbrämt u. vergoldet, sondern in der klaren Wirklichkeit eines Menschenlebens uns Trost u. Zuversicht schenkt. Möge dieses Stammbuch dazu beitragen, Freude u. Hoffnung auch in schwerer Zeit zu bewahren.
Zum besseren Verständnis sei noch vermerkt: Im allgemeinen wurden früher in den Büchern nur die besonderen Berufe angegeben. Dromersheim war ein Bauerndorf u. der Beruf fast aller Einwohner war eben Bauer. In der Zeit Napoleons, als das Zivilstandesregister aufkam, das wir seit 1876 Standesamt nennen, wurden bei jedem einzelnen die Berufe angegeben. Aber es wurden Unterschiede gemacht. Da hieß es: Landmann, Taglöhner, Rebmann, Wingertsmann, Bauer. Man könnte also ruhig hinter jedem Erwachsenen als Beruf Landwirt oder Winzer angeben. Alle anderen Berufe sind sorgfältig vermerkt. Ebenso ist als Religionsangehörigkeit durchweg kath. Anzunehmen. Bis 1800 führten nur die Pfarrer die Bücher u. zwar wegen der Sakramentenspendung, die sie dem zuständigen Bischof melden mußten. Eine andere Religionszugehörigkeit wurde extra vermerkt.