www.bingen.de
Familie Jox Familie Schmitt Familie Lamoth Familie Fleck Familie Huber
Familie Dürk Familie Pfeifer Familie Desoy Familie Dickescheid Familie Roos Familie Hartmann
Aufzeichnungen von Agnes Heinz

Familie Hartmann

Aufsatz über die Familie Hartmann:

Schon in den Kornzinslisten des Klosters Rupertsberg vom Jahre 1543, 1553 u. 1562 sind außer den Namen: Schmitt, Fischer u. Roos auch Hartmann u. Schuhmacher genannt. Doch in den Einwohner-Listen von 1618, die der Kurfürst von Mainz, Joh. Schwelkart von Kronberg, durch den Amtmann loh. Carl Schönburg von Gau-Algesheim kurz vor dem 30j. Krieg anfertigen ließ wegen Zins- u. Zent-Abgaben werden Hartmann u. Schuhmacher nicht mehr genannt. Erst 1653 taucht der Name Hartmann und 1676 auch Schumacher wieder auf. Die Familien waren wohl in der näheren oder weiteren Umgebung durch Heiraten von hier verschwunden. So finden wir hier einen

1) Job Hartmann, seine Frau starb am 17.09.1693, ihr Name ist nicht genannt, nur als Frau des Job Hartmann, prätoris, d. h. Bürgermeister. Sie ist nicht als Ww. eingetragen, aber das Sterbedatum von ihm ist nicht zu finden. Um 1700 war eine unruhige Zeit, alle paar Jahre war irgendwo Krieg, in die auch unser Dorf u. die ganze Umgebung hineingezogen wurde durch Einquartierungen, Brandschatzungen, Abgaben u. Durchzüge, so daß es wohl zu verstehen ist, wenn in den Büchern oft Lücken sind, wo nichts aufgeschrieben werden konnte. Und diese Lücken werden wohl kaum mehr geschlossen werden können.

2) Als 2. Ist ein Paul Hartmann aus Gaulsheim genannt, dessen Tochter Agatha am 7.1.1691 einen Ww. Jakob Scheffer (Schäfer) heiratete; aus Dromersheim. Als

3) ist Michael Hartmann aus Horrweiler genannt, dessen Tochter Margaretha am 3.8.1693 dem )oh. Jakob Becker aus Oberhilbersheim heiratete. Als

4) wird Hans-Peter Hartmann, subprätor = stellvertretender Bürgermeister genannt (in späterer Zeit hieß das „Adjunkt"). Sein Sohn Johann Hartmann, Schöffe - scabinus (Beisitzer) heiratete 00 ? 1693 Anna Catharina Karr aus Büdesheim. Als

5) finden wir eine Maria Martha Hartmann, die oo 3.11.1687 einen Joh. Peter Jedt aus Bingen heiratet.

6) Dann ist noch ein Jakob Hartmann aus Büdesheim, sein Sohn Joh. Peter Ist 1706 Pate bei dem 1. Sohn von Joh. Adam Hartmann.
Jakob Hartmann kann also um 1660 geboren sein.
Es waren schwere Zeiten, als 30 Jahre lang die Kriegsfurie durchs Land zog von 1618 - 1648. Niemand war mehr seines Lebens sicher. Immer wieder forderten durchziehende Heereszüge Abgaben an Geld u. Lebensmittel, an Vieh u. sonstigen Dingen. Das Land war bettelarm. Und In dieser Zeit sehen wieder den Namen Hartmann auftauchen. Es sind nur einzelne Namen, ohne Zusammenhang,, durch andauernden Kriegshandlungen waren von 373 Personen Im Jahre 1618 vielleicht noch 200übriggeblieben. Von 57 Familien-Namen waren nur noch 18 vorhanden Im Jahr 1655.

Langsam kam wieder Leben In die Dörfer. Die Landesherren riefen zur Besiedlung auf u. viele folgten diesem Ruf u. kamen als Handwerker aus Tirol, dem Eichsfeld und aus der Gegend von Lüttigh. Sie fanden in Hülle u. Fülle, denn in den langen Kriegsjahren waren die Dörfer und Felder verwüstet. Aber damit nicht genug, es kam das Pestjahr 1666 wohl auch noch eine Folge der vorausgegangenen Elendsjahre. Ganze Familien, ja ganze Dörfer wurden ausgelöscht. So verschwand das Dorf Treffelsheim zwischen Büdesheim Ockenheim u. Gaulsheim; Dort trägt noch eine Strasse diesen Namen. Dromersheim hatte nur noch 100 Einwohner. Auch der Pfarrer Johannes Ubach starb an der Pest. Nach einem Bericht von Schultheiß und Schöffen im Jahre 1668 gab es vor dem Pestjahr 74 bewohnte Herdstätten (Häuser). Aber jetzt nach dem furchtbaren Seuchenjahr waren nur noch 42 Häuser bewohnt. In 32 Häusern war jegliches Leben ausgelöscht.

Kaum war dieses Schreckensjahr vorbei, als 1668 der Herzog von Lothringen eine blutige Fehde mit dem kalvin. Kurfürsten Karl Ludwig v. d. Pfalz in unserer Gegend austrug. Am 26. Sept. 1668 kam es zur mörderischen Schlacht auf den Feldern und Weinbergen unterhalb des Berges von Dromersheim uns Ockenheim, sobei 6-7000 Pfälzer gefallen sind. Das stelle man sich mal vor!

Etliche Jahre später fielen die raubgierigen Söldner Ludwig XIV. in unsere Gegend ein. 1674/75/76/77 u. 78 hatten wir hier in Dromersheim vielmals Einquartierungen und Durchzüge von vielerlei Völkern, die immer wieder brandschatzten, plünderten u. raubten u. die Einwohner in Angst u. Schrecken versetzten. In diesen Unruhen kann man verstehen, daß eine ordnungsgemäße Buchführung oft nicht möglich war. Die Bücher gingen verloren, wurden verbrannt oder versteckt oder auch verschleppt. Erst um 1680 sind wieder Bücher vorhanden. In den ersten Jahren sind nur spärliche Eintragungen. Schon 1688 kamen neue Unruhen über unser Dorf. Der pfälzische Erbfolgekrieg 1688 - 97, wobei die ganze Pfalz verwüstet wurde, legte im Juni 1690 auch unser Dorf in Schutt u. Asche. In diesem Jahr finden sich ab März keinerlei Einträge mehr in den Büchern, auch nicht auf weltlicher Seite. Auch sonst sind immer wieder Lücken, größere oder kleinere, so daß es öfter vorkommt, daß einzelne Daten einfach nicht zu finden sind. Man muß es also gelassen hinnehmen, wo soll man etwas finden? Es gibt halt nichts vollkommenes auf dieser Welt. Wenn also in den Jahren vor u. nach 1700 nur Bruchstücke vorhanden sind, lassen sie doch erkennen, daß das Leben weiterging, daß die Menschen dieser Zeit bereit waren, sich trotz allem Ungemach immer wieder zusammen zu finden, aufzubauen, weiter zu machen. Ein Trost für unsere Zeit, die wir nach dem 2. Weltkrieg in ähnlicher Situation waren. Wie hat Friedr. Wilh. Weber es doch so trefflich in seinen „Dreizenlinden" zum Ausdruck gebracht:

„Und da sich die neuen Tage aus dem Schutt der alten bauen,
kann ein ungetrübtes Auge rückwärtsblickend - vorwärtsschauen.

Denn so lange Haß u. Liebe, Furcht u. Gier auf Erden schalten, werden sich der Menschen Lose ähnlich - oder gleich gestalten. Menschen sind die Menschenkinder aller Zeiten - aller Zonen, ob sie unter Birkenbüschen - oder unter Palmen wohnen."