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Die Alte Chronik von 1956

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Die Flurnamen

Eine lehrreiche Betrachtung, die in der Schilderung der Gemarkung nicht fehlen darf, vermitteln uns die Flurnamen. Sie sind zum großen Teile uralt und offenbaren uns eine Fülle alten Sprachgutes in reinster Form. Was die Volksseele in ihrer Mark in ihrer mannigfaltigsten Gestalt erschaut oder die Phantasie ersonnen hat, das haben uns die Flurnamen durch die Jahrhunderte hindurch bis in die Gegenwart treu und meist unverfälscht bewahrt - auch dann, wenn sich in ihr manches geändert hat. So geht man z. B. heute noch "in den Talacker", obwohl es "Talweinberge" heißen müsste. Man spricht: "Die Wingert im Talacker". Als unvergängliche Sprachdenkmäler künden sie auch von Eigenschaften und Geschehnissen, die uns heute zum Teil nicht mehr bekannt sind, und lassen Werden und Vergehen in uns wieder lebendig werden. Ohne die Kenntnis der Mark bleibt uns aber die Erkenntnis der Namen seiner Fluren und Gewannen verschlossen. Vielfältig ist ihr Ursprung. Wir erkennen in ihnen die Lage, die natürliche Bodengestalt, die Bodenbeschaffenheit, Quellen und Wasserläufe, Kulturarten und Flora, Größe und Gestalt, Verkehrswege, Besitzverhältnisse, geschichtliche Hintergründe, Zweckbestimmungen, Zustände und Vorgänge, Tiere, menschliche Anlagen und anderes mehr. An Hand eines Katasters aus der Zeit vor der Feldbereinigung (1938) sei im folgenden versucht, sie zu deuten und zu erklären. Die Gemarkung hatte 13 Fluren mit 99 Gewannen, die aber nur etwa 75 verschiedene Namen trugen:

  1. Der Ort. Nicht erklärungsbedürftig.
       
  2. Der Dorfgraben. Heute größtenteils bebaut.
       
  3. Der Holderbusch. 1620 Holer Pos und Hollerbosch = Holunderbusch. Hier wuchsen Holundersträucher in großer Zahl. Die Gewann erstreckt sich vom unteren Neuweg bis zum Sportplatz in der Proff.
       
  4. Die obere Pforte; an der Steuerpforte; an der untersten Pforte. Die an diese Pforten angrenzenden Gewannen. Die Steuerpforte hieß 1675 ff Steigerpforte; auch 1811 lesen wir noch Steygerpforte. Abgeleitet von steigen, ansteigen, was auch den Geländeverhältnissen angepaßt ist. Vielleicht hat ein alter, von der Kenntnis der Flurnamen unbeschwerter Bürokrat die unglückliche Umtaufe in "Steuerpforte" auf dem Gewissen.
       
  5. Die Wahl (und am Wahlerpfad) 1614 uff der Wal. Verschiedene Deutungen sind versucht worden. Man dachte an den ehemaligen Wallgraben, an den die Gewann grenzt. Des weiteren brachte man den Namen in Verbindung mit Waller (Wallerpfad), weil in der Nähe die Wege zu den Wallfahrtsstätten des Jakobs- und Laurenziberges vorbeiführen. Der Bau des neuen Pfarrhauses auf der Wahl, bei dem man ein größeres Gräberfeld der frühfränkischen mit Spuren der vorfränkischen Zeit angeschnitten hat, gibt der weiteren und nach der älteren Schreibweise auch wahrscheinlicheren Erklärung als Begräbnisstätte nach altgermanischer Mythologie Raum (vergl. Walhall, Walstatt, Walplatz und andere).
       
  6. Im Berford. 1618 Berfert, 1667 von alten Leuten statt Berforth mundartlich Baffert = Bergfahrt. Noch vor 50 Jahren konnte man von der oberen Dalbusgasse führte ein gemeiner Freiweg den Hungerbach entlang durch den Baffert hinaus auf den "Barg", da man vermutlich den "Kühweg" geflissentlich gemieden hat.
       
  7. Am Edersberg. 1620 Edesberg. Im Volksmund Edes- und Idesberg genannt. Er befindet sich östlich vom Stationsweg, in Richtung Gewann Totenacker. Auf einer kleinen Anhöhe außerhalb des Dorfgrabens befand sich eine Dorfwehr, die von einem Etter = Bannzaun aus Weidengeflecht eingefriedet war.
       
  8. Im Kummerturm, oben der Helgerweg (1762). Die Gewann um den 1686 niedergelegten Kummer-, Jammer- oder Jummerturm. In der Volkssprache heute noch teilweise gebräuchlich.
       
  9. Der Schwendet hinter dem Schwendel. Von swanjan, swanden = schwinden machen; d. h. die Bäume entweder niederbrennen oder durch Schälen der Rinde zum Absterben bringen.
       
  10. Im Böhl, gleichbedeutend mit Bühl; ahd. buhil, bühel = das Gebogene, also eine Biegung der Erde (mit "Biel" bezeichnet man auch eine gebogene Weinrebe).
       
  11. Hinter den Hecken. Die Gewann liegt außerhalb der einstigen Hecken, die den Dorfgraben an dieser Stelle umsäumten. Vergl. Heckenstraße.
       
  12. Die Profi. In der Proffin (Güterrotul des Klosters Aulhausen). Abk.: G. R. A. im 16. Jh. ohne genaue Zeitangabe; ahd. Phrofa = Setzling; es bedeutet "den Weinberg mit Rebsetzlingen bepflanzen".
       
  13. Die Hasenlaus. Wahrscheinlich Hasenlauf. Manche Gebietsherren des Mittelalters hatten besonders abgegrenzte und in Pflege gehaltene Landstücke, aus denen ihre Küche mit Hasen zu beliefern war. Vielleicht handelt es sich hier um eine solche Gewann. S. auch Nr. 23.
       
  14. Am Hörnchen; die Hörnchesäcker. "Vor der hyrne" G. R. A. Benannt nach dem Berg "das Hörnchen".
       
  15. Am Kühweg. 1577 im Viehtrift, 1668 Kühweg. Beiderseits des Weges, auf dem die Kühe zur Weide gingen. "Trift" ist abgeleitet von treiben.
       
  16. Am Mainzerweg. 1577 am Mentzerweg. Seit dem Bau der Landstraße als Verbindungsweg außer Gebrauch.
       
  17. Die Elfmorgen; vor den Elfmorgen. Anschließend an den "Mainzerweg". Benannt nach der Größe, die aber nicht streng genommen werden muss. Gewannen, die nach der Größe benannt sind, waren meist Besitztum einer Herrschaft.
       
  18. In der Maus. 1620 Weingarten an der Mauß. Diese Gewann befand sich beiderseits der Ockenheimer Landstr. Siehe "Straßennamen".
     
  19. Die Laberstall. 1577 Loeperstal, 1611 Lauberstaal, 1620 Loeperstal, Lauperstal und Laberstahll, 1623 Laberstall, im Güterrotul des Klosters Aulhausen "in der lauperstal". Die Gewann liegt in einem schluchtenartigen Tal. Das Genetiv-s des ersten Bestandteils weist auf einen Besitzernamen hin. Lab = weibl. Rindstall.
     
  20. Die Gaß. "zu gazzen". Der Weg hat einen steinigen Untergrund und verbindet den "Koch" bzw. den alten Mainzerweg mit der "Laberstall". Wie es scheint, ist er in früherer Zeit einmal gesteint worden, so daß er mit einer Gasse verglichen wurde.
     
  21. Am Koch, genannt 1562. Eine gute Weinbergslage, die allseits dem Sonnenlicht, das die Trauben "kocht", ausgesetzt ist.
     
  22. Am Neuweg. 1762. Benannt nach einem neu angelegten Weg. Der einmal gegebene Name wird treu beibehalten.
     
  23. Die Hütt. Sie ist die Nachbargewann der Hasenlaus. Vielleicht stand hier eine Hütte zu dem in Nr. 13 angegebenen Zwecke.
     
  24. Am Dalbus Weydenkopf. Diese Gewann (bei dem Gasthaus "Kutschereck") war Besitztum des Dalbus Weydenkopf von Bingen, an dessen Erben noch 1618 Zins zu entrichten war.
     
  25. Die Silz; hinter und unter der Silz. Im 14. Jahrhundert im Zinsbuch St. Johann; hindir der Sultzen, 1577 in der Sultze und in der sulzin. Abgeleitet von ahd. sulza = Salzlache, sumpfige Niederung ohne Wasserabfluss. "In der Sultze ist eitel unergiebiges (leeres), ackerveldt".
     
  26. Der Landgraben; die Landgrabengewann rechts und links. Die Gewannen auf, rechts und links des ehemaligen Landgrabens, der vom Dorf aus in westlicher Richtung zur Nahe zog.
     
  27. Am Sponsheimerweg. 1577 am Spansumer weg. Die Gewann beiderseits des Weges nach Sponsheim.
     
  28. Die Fuchslöcher. Hier hatten zahlreiche Füchse ihre Bauten.
     
  29. Auf der Langgewann; die untere, die obere Langgewann. Die Äcker dieser Gewannen zeichneten sich durch ihre besondere Länge aus.
     
  30. An der Eff. Hier stand der im Jahre 1884 umgelegte mächtige Effenbaum auf dem Außenrand des ehemaligen Landgrabens, der an dieser Stelle auch von der alten Landstraße von Gensingen nach Ockenheim geschnitten wurde.
     
  31. Am Beizgraben. 1618 im pelz Graben. Einen Baum pelzen heißt impfen oder pfropfen. Hier wäre also an einen Graben zu denken, der mit Bäumen bepflanzt war, die gepfropft oder veredelt wurden.
     
  32. Im Gehren. Ein zwickel- oder keilförmiges Stück Land nennt man Gehren (vergl. die segmentartigen Endstücke eines Fassbodens, die "Gehren" genannt werden).
     
  33. Am Schlittweg. 1562 Schliedewegk und slideweg. (ahd. slita = gleiten.) Die Gewann hat die Form eines Schlittens, und der sie durchschneidende Weg war ein Verbindungsweg.
     
  34. An der Ziegelhütte. Die Gewann an der schon 1576 bezeugten Ziegelhütte.
     
  35. Auf der Bach, 1562 "wyßen uff der Bach uff ein seydt der Flutgraben". Dieser ist der Bachlauf, der vom kalten Born (1361) durch die Ober-Sauer-Mittel und hinter den Wiesen "in gralisheymer veld" (Grolsheimer Feld) fließt.
     
  36. Die Krummgewann. Die Äcker dieser Gewann hatten etwa in der Mitte eine Krümmung.
     
  37. Am Grolsheimerweg rechts und links. 1577 am Gralsumer wegk. Es sind die Gewannen beiderseits des Wegs nach Grolsheim.
     
  38. Kneibsches Bell. "Bell" bedeutet Pappeln (vergl. "an den Bellen", an der Aspisheimer Straße, wo vor etlichen Jahren die drei mächtigen Pappelbäume umgelegt wurden). Die Gewann liegt am Grolsheimerweg beiderseits der Bahnlinie Bingen- Alzey und wird einem Besitzer namens Kneib gehört haben.
     
  39. Am grauen Stein. 1690 "am grohen stein". Hier stand an der Grenze von Kurmainz und Kurpfalz ein Geleitstein, bis zu welchem dem Landesherrn das Geleit gegeben wurde.
     
  40. Die Gemerkstatt. Heutige Volksmundform "Gemerschel", 1577 die Gemengt Staett, 1618 gemerck stät, 1627 gemärckstatt, 1682 Gemerckstet, 1702 Gemerckstatt. Die Gewann stößt mit der Gewann "Am grauen Stein" zusammen. Es ist die Stätte, wo ein Gemerk, d. h. ein Landesgrenzstein, stand.
     
  41. Der Herbei. 1576 uff der Harweil, mundartlich Herwel = Horwilre (1324) = Horrweiler. Diese über einen Hügelrücken sich erstreckende Gewann grenzt an die Horrweiler Gemarkung. Der sie durchschneidende Weg ist die Fortsetzung des "Horrweiler Weges", der die alte Verbindung beider Orte war. In früherer Zeit wurde er viel von den Einwohnern von Horrweiler benutzt, die nach Bingen gingen.
     
  42. Hinter den Wiesen; die Bachwiesen, die Mittelwiesen; die Sauerwiesen (minderwertige Wiesen mit Sauergräsern); die Oberwiesen im 14. Jahrhundert "in der obern wiesen". Alle liegen beiderseits eines alten Bachlaufes in vorgenannter Reihenfolge von unten nach oben. Diese Wiesen sind seit der Feldbereinigung Ackerfeld, der alte Bachlauf ein künstlich angelegter Flutgraben. S. Nr. 35.
     
  43. Die Kappesgärten. Diese Gewann war zu gleichen Teilen an die Dorfbewohner aufgeteilt als Gemüsegärten.
     
  44. Am Gensinger Pfad. Vor dem Bau der Landstraße von Ockenheim nach Gensingen war er die Verbindung durch die Gewann "Hinter den Wiesen" und "Die Gemerschel" nach Gensingen.
     
  45. Die lange Bein; die kurze Bein, "in dy bunden" G. R. A. Von ahd. biunden, beunda = einbinden. Diese Gewannen waren durch Zäune "eingebunden" oder eingefriedigt, um sie vor den Weidetieren zu schützen. Sie waren aus der Allmende ausgeschieden und gehörten zumeist der Herrschaft.
     
  46. Am Tor. 1610 Dhor und am Dor. Die Gewann schließt dorfzugewandt an den "Brühl" (Nr. 51) an und bildet als sanfte Anhöhe die einzige günstige Wegbrücke "der Bein" entlang zum Dorf. Es ist möglich, daß hier der Eingangsweg oder das "Tor" war zu dem ehemaligen Herrschaftsbesitz der tiefer gelegenen sumpfigen "Brühlwiesen".
     
  47. Am Horrweiler Weg. 1361 an dem wilreweg, 1562 wießen am Wayler wegk und Wilre-Pingwiam (Bingen), d. i. am Weg nach Horrweiler.
     
  48. Am Mühlweg. 1562 "oben der mulwegk", 1580 "an deme molewege". Der Weg führte zu den Mühlen von Grolsheim und Gensingen und wurde hauptsächlich von den Aspisheimern und Ober-Hilbersheimern benutzt.
     
  49. Im Stauch. Nach Altenkirch: nd. stuke = aufgeschichteter Haufen von Flachs oder Torf. Danach wäre in dieser an das Dorf angrenzenden Gewann der Hanf und Flachs getrocknet worden.
     
  50. Am Aspisheimerweg. Vor dem Bau der Landstraße im Jahre 1844 stellte er die Verbindung durch die Steigerpforte und den Geigerweg nach Aspisheim her.
     
  51. Im Brühl; ahd. brogil, bruohil, mhd. bruehl, briel, 1577 die Bruelwiese = ein feuchter Gemarkungsteil, der mit Buschwerk (Weiden) bewachsen war. Meist fränkisch = königlicher oder geistlicher Herrenbesitz.
     
  52. Die Taläcker. Die Gewann, heute mit Weinbergen bepflanzt, liegt in einem breit ausladenden Tal.
     
  53. Die Geig. 1610 am geüch weg und in der Geüch, 1661 in der Geich, 1667 "Weinberg Geich", 1697 "Mittelgeich". Die Deutung dieses Namens ist schwierig. Eine "Keuch" ist eine alte Hütte, die möglicherweise hier stand und der Gewann ihren Namen gab. Vielleicht hängt das Wort auch mit Gehege zusammen.
     
  54. Der Honigberg, "anme honecberge" G. R. A. - eine gute Weinbergslage. Der Ursprung des Namens kommt vielleicht auch daher, daß dort die rote Taubnessel = Honigblume in großen Rasen besonders stark anzutreffen ist.
     
  55. Der Kolben, "anme kalben" G. R. A. 1667 Kolben, benannt nach seiner kolben- oder kuppenförmigen Gestalt. In dieser Weinbergsgewann lag im Mittelalter das Wittum (S. Nr. 110).
     
  56. Der Erbespfad; am Erbespfad, "erwys päd" und 1749 "arbes pfath" von lat. arbor = Baum; kollekt. Bäume, Gehölz (vergl. den Hunsrückberg Erbeskopf und das Dorf Erbes-Büdesheim). Die Gewann erstreckt sich an einem Pfad, an dem viele Bäume standen.
     
  57. Am Steuerweg. 1577 am Steyger wegk. Mundartlich "am Starweg". Er führt ansteigend hinauf zum Berg und hat mit den Steuern oder mit dem Steuern nichts zu tun. S. Erklärung Nr. 4.
     
  58. Die Kehl; die hintere Kehl. Bedeutung; ein schluchtenartiges Tal. Sie ist der älteste urkundlich belegte Flurname von Dromersheim aus dem 13. Jahrhundert. Eine Trudlindis von leubenheim (Laubenheim) erhielt einen Weinberg geschenkt zu tromersheim in chelun. Andere Schreibweisen sind chelan, 1577 in der kelan und Kelen.
     
  59. Der Neuberg. Diese Gewann war Weideland und ist im 18. Jahrhundert der kulturellen Bewirtschaftung durch Weinberge erschlossen worden. Seit ihrer neuen, d. h. ersten Anlage führt sie ihrem Namen weiter.
     
  60. Am Heiligen Weg. Im Volksmund Heljerweg. Er wird schon im 17. Jahrh. genannt. 1760 war er der Pilgerweg. Hier standen Bildstöcke und Heiligenhäuschen die verschwunden sind, das letzte 1938. Es war der Stationsweg 1861-1938.
     
  61. Im Grund. 1361 "wingarten in dem Grunde". Eine tiefe Lage mit gutem Boden.
     
  62. Auf dem Pflanzer. Im 14. Jahrhundert (Zinsbuch St. Johann) "an dem Plantzer", 15. Jahrh. im plenzere G. R. A. 1620 im plentzer. Der Name bedeutet Pflanzung, womit man häufig junge Weinbergsanlagen benannte.
     
  63. Auf dem Kissel. 1761 Weinberg im Kissel. Der Boden ist reich an Kieselsteinen.
     
  64. Die obere und die untere End. 1665 Entten, 1749 ff in der End. Eine Erklärung ist schwer zu finden, östlich an diese beiden Gewannen schloß sich die Allmende an, die Weideplatz war. Vielleicht bedeutet der Name den Abschluß oder das Ende des bebauten Gemarkungsteiles.
     
  65. Im Baumborn. Im 14. Jahrhundert (Zinsbuch St. Johann) "an Baumbornberge" und "in bamberge", 15. Jahrh. "baumborne". Eine Quelle, die reich mit Bäumen bestanden war. Sie ist heute in einer Brunnenstube gefaßt und versorgt den Ort zum Teil mit Wasser.
     
  66. Die Kuhweide. Der Weideplatz unterhalb des Höhenweges vom Kühweg bis zu den "Fichten".
     
  67. Am Esel. 1655 die Eselsgewannen. Vermutlich wegen seiner grauen (kalkhaltigen) Bodenfarbe und seiner rückenartigen Gestalt von dem Tiernamen hergeleitet.
     
  68. Der Totenacker. 1610 im Dodenacker, 1666 Weinberg im Thotenacker. 1708 und 1761 Dodtenacker. Im Volksmund Dunacker. Von einem geschichtlichen Ereignis, das mit Toten etwas zu tun hätte, oder einer Begräbnisstätte ist nichts bekannt. Man hat bis heute keine derartigen Funde oder Feststellungen gemacht. Dem Volksmund nach kommt der Name von Düne, wofür auch der Charakter der Bodengestalt spricht. (Kann eingezäunt gewesen sein.)
     
  69. Die Morgen- und die Dreiviertelgewann. Diese Gewannen sind nach der ursprünglichen Größe der einzelnen Äcker bei der Veräußerung durch die Gemeinde (1819) benannt, denn sie gehörten zur Allmende. Erbteilungen, Käufe und Verkäufe haben ihre Größe teilweise geändert.
     
  70. Die Lehmkautgewann. 1666 an der Leimkautten. Im Volksmund "die Lahmekaut". Sie ist benannt nach dem Lehmboden, der dort gegraben wurde und in früherer Zeit zum Hausbau (Scheunentennen!) viel verwandt wurde.
     
  71. Die Himmeläcker. Vermutlich hängt der Name mit kirchenrechtlichen Besitzverhältnissen zusammen, denn die "Himmeläcker" liegen bei den ehemaligen Pastoreiwiesen. Eine symbolische Deutung liegt nahe.
     
  72. Die Dienbach, die Dienbachwiesen, am und ober dem Dienbachsweg. 1577 die Dimpach, 1655 Dinbach und Dienbach, 1667 Dhünbach. Dien kommt von Düne, ist also eine Benennung nach der Bodengestalt.
     
  73. In den Hausklauern. 1655 "die hinterste Haußklauer". Eine Klauer (Kläuer, mundartlich Kleie) ist eine mit Weidendickicht bestandene Fläche. Die Gewann schließt sich an die "Unnere" (s. Nr. 83) an. Vermutlich stand hier ein Hirtenhaus zur Überwachung des ruhenden Viehes.
     
  74. Die Kühweide. Der Weideplatz rechts des Starweges unterhalb des Höhenweges nach Ober-Hilbersheim.
     
  75. Die halben Morgenäcker. Benannt nach der Größe der Äcker bei ihrer Veräußerung durch die Gemeinde wie in Nr. 69.
     

Flurnamen, die in vorstehendem Kataster nicht verzeichnet, aber landläufig im Gebrauch sind.

  1. Am Kreuzbörnchen. 1610 Kreutzbornn. Eine kleine Quelle in den Weinbergen am südwestlichen Dorfausgang, bei der bis Ende des vorigen Jahrhunderts ein Kreuz stand.
     
  2. Am Sauwasem. 15. . an deme wasen. Diese Gewann liegt westlich vom Horrweilerweg vor dem Flutgraben und diente als Weideplatz der Schweine. Sie war von kurzen Gräsern bewachsen.
     
  3. Im Entenpfuhl. Ehemalig eine sumpfige Niederung, die von Wildenten bevölkert war. Vor der Feldbereinigung gehörte diese Gewann zur Gemarkung Grolsheim.
     
  4. Die Dörrwiese. 1562 Doerrwießen, 1665 uff der Dhürwißen. Eine geringwertige Wiese, auf der Hanf und Flachs gedörrt, d. h. getrocknet wurde.
     
  5. In der Krimm. 1666 Krüm, 1749 in der Krüm. Nicht identisch mit Krummgewann. (Nr. 36.) Der Name kommt von Krümmung, denn die Äcker wichen in ihrer Längsseite zweimal von der Geraden ab.
     
  6. Auf der Platt. Eine kleine niedriger gelegene Hochfläche.
     
  7. Der Mutterglaskautberg und die Mutterglaskaut. Hier findet man das Mutter- oder Marienglas, das aus spaltbaren Plättchen aus kristallisiertem Gips besteht (Calciumsulfat oder schwefelsaures Calcium, Ca S04).
     
  8. In der Unnere. Diese Gewann auf dem Berg schließt sich an die Kühweide an und erstreckte sich von der Ockenheimer bis zur Aspisheimer Gemarkung. Sie war das Gelände, auf dem die Kühe in der Mittagszeit "unterten", d. h. ruhten.
     
  9. Die Juchhe. Im 14. Jahrhundert (Zinsbuch St. Johann) "in der Juche". 15. . in der juchhe. Das Wort ist verwandt mit jauchzen. Es ist die Gewann in windiger Höhe am "Hörnchen". Der Name ist dem Volkshumor entsprossen und heute noch hörbar.
     
  10. In der Sandkaut. 1562 uff der Sandkauthen und in der Santgruben. Sie lieferte den Sand zu Bauten.
     
  11. Der Kotzborn. Kotz = kurz. Eine spärliche, vielleicht auch nur kurze Zeit oder stoßweise fließende Quelle.
     
  12. An der Schindkaut. Am äußeren Rande des Bafferts. Hier wurde das gefallene Vieh von dem Wasenmeister abgeledert und vergraben.

Ausgestorbene Flurnamen

  1. uff der heyde, 1577. Heide ist trockener, unangebauter, sandiger Boden.
     
  2. an dy weyde, 1577. Die Weide ist der Futterplatz des Viehes.
     
  3. uff der Hoffstatth, 1562. Ein Geländestück, auf dem in alter Zeit ein Nebenhof zum Königshof stand.
     
  4. in der mulden, 1361. Eine Mulde ist eine längliche Vertiefung.
     
  5. an der halden, 1361. Mit Halde bezeichnet man die steile Seite eines Berges.
     
  6. an der Warten, 1361. Eine Warte ist ein hochgelegener Beobachtungsort.
     
  7. an dem Schilde, 1361. Eine schildförmig gewölbte, sanfte Anhöhe.
     
  8. an den kefernberge, 1361. Eine Gewann am Berg, in der Käfer besonders stark auftraten.
     
  9. an dem staynen crucze, 1361. Wo dieses steinerne Kreuz stand, ist nicht bekannt.
     
  10. am draufelborne. Eine Quelle, die in träufelnder Form ihr Wasser spendete.
     
  11. an dem Düben borne, 1361. Düben hängt mit taub = leer zusammen. Die Quelle war vertrocknet oder versiegt.
     
  12. Am Storkenbusch, 1576. Die Gemarkung erstreckt sich entlang der Aspisheimer Gemarkung. Als Windschutzanlage, vielleicht auch als Territorialgrenze war sie mit starkem Buschwerk versehen.
     
  13. Steinkaute. Eine Gewann, in der Steine gebrochen wurden.
     
  14. Uff dem Hungerberge, 1361. Der nach Aspisheim zu gelegene Berg, der wüst und öde war.
     
  15. An dem beckilnheymer wege. Ein direkter Weg nach Gau-Bickelheim, das eine Enklave von Kurmainz war.
     
  16. Am ne humbretts wege. Das Genetiv-s von humbretts scheint auf einen Besitzer- namen zu deuten.
     
  17. Am Bergerweg. Die Gewann am Wege nach Bergen, einem untergegangenen Dorfe an der Stelle des heutigen Weilers Laurenziberg.
     
  18. Auf dem Heller. 1699 ist er gleichgesetzt mit dem "Erbespfad". Der Flurname wird auch 1749 noch genannt. Heller ist abgeleitet von hell = hohl, hat also seinen Namen nach der Bodengestalt.
     
  19. Am Algesheimer pfadt. Ein direkter Pfad durch die Proff über den Berg nach Gau- Algesheim.
     
  20. Die Dreyspitz. In einer Erbschaftsteilung 1667 genannt. Es ist eine Gewann, die nach ihrer Lage oder Gestalt benannt war.
     
  21. Die Dritte. Ihrer Bedeutung liegt ein Zahlenverhältnis zugrunde.
     
  22. Der spitze Morgen. Ein Geländestück, das nach seiner Gestalt seinen Namen hatte.
     
  23. Obwendig brücken. 1361 "wiesen mitten in Herrn Heintzen Roden selig, eines Ritters". Obwendig brücken heißt oberhalb der Brücke.
     
  24. Am Binger wegh, 1577. Dieser Weg zog von der Ziegelhütte in schnurgerader Richtung etwa 100 Schritte westlich von dem heutigen "Kutschereck" vorbei auf den Weg nach Bingen-Büdesheim. Vor dem Bau der Landstraße und der Eisenbahn wurde er als kürzeste Verbindung nach der Kreisstadt auch viel von den Bewohnern von Aspisheim und Horrweiler benutzt. Durch die Feldbereinigung hat er Existenz und Namen verloren. Die geplante Umgehungsstraße ist näher an das Dorf gerückt und verläuft etwa parallel östlich davon.
     
  25. Im Wittum. Das Wittum war das Gut, das die meist adlige Witwe von der Hinterlassenschaft ihres Mannes zum Leben erhielt. Im Jahre 1392 verzichtete die Witwe des Philipp Montfort, Heiliken, auf ihr "wiedem" und alle Rechte, die sie von "wiedems wegen" zu Dromersheim gehabt hat. 1610 heißt es "im Wethumb", 1627 pfarrwidtum, 1667 Pfarrwittumb. Durch Vermächtnis an die Kirche wurde ein Wittum zum Pfarrwittum. 1762 lesen wir "Weingarth im wiedthum oder Kolben" und "in wiedem oder Kolben".
     

In fast ausschließlichem Besitz von Dromersheimer Einwohnern sind folgende Fluren der Bingen-Büdesheimer Gemarkung, die bis auf etwa 400 m an das Dorf Dromersheim heranreicht.

Die Erklärung ihrer Namen schließt sich an Altenkirch an:

"Die Namen der Gemarkung Bingen und Büdesheim", 1936.

  1. Die Brutswiese. Aus Dromersheimer Urkunden: 1348 Brutswißen, 1562 Brützwißen. Altenkirch schreibt: "Der Name ist heute (in Bingen-Büdesheim) ausgestorben." Für die Dromersheimer ist er bis heute die einzige Bezeichnung dieser weitausgedehnten, fruchtbaren Flur. Man hat versucht, den Namen von "brotzeln" oder "brodeln" herzuleiten, da der Gemarkungsteil sehr feucht und sumpfig war. Wahrscheinlicher ist Altenkirchs Erklärung: "Der erste Bestandteil (des Namens) ist, nach der älteren Form zu schließen, Genitiv eines Besitzernamens."
      
  2. Die 60 Morgen. Sie sind der Teil der Brutswiese, der sich oberhalb des Brutswieser- Weges an der Landstraße Büdesheim Dromersheim erstreckt. Die Zahl 60 "ist nicht wörtlich zu nehmen, sondern zielt auf die außergewöhnliche Größe der Gewann". Nach Dromersheimer Begriffen umfasst sie allerdings, keine allzu große Ausdehnung.
      
  3. Die große Schwarzgewann. "Der Boden hat eine dunkle Farbe, ein guter Burgunder wächst in den Weinbergen dieser Gewann." Amtlich umfaßt heute "die große Schwarzgewann" auch die Gewannen "die Brutswiese" und "die Sechzigmorgen", während sie für den Landmann eine besondere Flurbezeichnung ist. Man sieht daraus, wie konstant die Volkssprache an der alten Überlieferung festhält.
      
  4. Die Morkaut. "Mortgruben, mordkaut, vermutlich eine Begräbnisstätte, vielleicht von Verbrechern, da der Galgen auf dem Galgenberg nicht allzuweit entfernt stand. Vielleicht ist hier auch einmal ein Mord verübt worden. Gegen eine Deutung nach der neuen Schreibweise Moor spricht die Beschaffenheit des Bodens (sehr sandig, gute Spargelzucht). - Auf dem Galgenberg hatte das St.-Stephans-Stift ein Hochgericht.
      
  5. Die Spitzgewann. Diese kleine Äckerflur, die auf die Bahnlinie Bingen-Alzey läuft, hat ihren Namen nach ihrer Gestalt.
      
  6. Die Estergewann. Ester = Osten. Von Büdesheim aus gesehen liegt diese Gewann im Osten (beiderseits der Bahnlinie Bingen-Alzey, bei dem Stationsgebäude). "Die Äcker laufen alle von Westen nach Osten."  
       
Inhaltsverzeichnis
Quellen:
Müller: Chronik von Dromersheim

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