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Die Alte Chronik von 1956

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Ein Winterquartier im österreichischen Erbfolgekrieg 1740-1748

Große Unruhe brachte dieser Krieg in unser Land. Im Jahre 1742 wurden kaiserliche und französische Truppen am Rhein zusammengezogen. 1743 stießen die Franzosen über den Rhein vor, erlitten aber bei Aschaffenburg eine schwere Niederlage, worauf sie wieder auf das linke Rheinufer zurück mussten. Vom 8. Dezember 1744 bis 24. Februar 1745 hatten in Dromersheim zwei Kompanien französischer Reiter Winterquartier bezogen. Alle Lasten dieser Einquartierung mussten von der Gemeinde getragen werden. In diesen rund 2Va Monaten lieferte sie laut Kriegsrechnung ca. 250 Malter Spelz (als Pferdefutter), 100 Malter Hafer, 600 Z Heu und 700 Bosen Stroh. Diese Fourage- mittel mussten bis auf geringe Mengen, die von Einheimischen geliefert werden konnten, von auswärts bezogen werden. Im Durchschnitt kostete der Malter Spelz 2 fl. 20 Kr., der Zentner Heu 2 fl., der Malter Hafer 2Va fl. und 1 Bosen Stroh 5Vz Kreuzer. Die Lieferanten waren aus Bingen, Kreuznach, Algesheim, Hüffelsheim, Mutterschied, Dörrebach, Erbach, Oberhausen, Gaulsheim und Elsheim. In die Küche des Kommandanten waren Hühner, Eier, Butter, Schmalz usw. geliefert worden für 52 Gulden 28 Kreuzer. Der Wirt Philipp Schmitt, Schultheiß Gresch und Pfarrer Sauer legten ihre Rechnungen für Wein vor, den die Offiziere getrunken hatten. Für Material zu Futterkrippen und Reffs sowie Arbeitslohn für Schmied und Schreiner wurden 30 fl. 40 Kr. bezahlt. Gestelle und unbrauchbar gewordene oder verlorengegangene Tischtücher, Servietten, „Laylach" (Bettücher), Säcke und Weißzeug mussten den Geschädigten ersetzt werden. Die Summe aller Ausgaben betrug 3870 fl. 33 Kr., wofür die Gemeinde ein Kapital von 3300 fl. aufnehmen musste, während 570 fl. 33 Kr. von den Gemeinde- und Schatzungsgeldern bezahlt werden konnten. Bedenkt man, dass die Gesamtauslagen dem damaligen Wert von etwa 1550 Malter Hafer oder 40 Stück Wein entsprachen, so kann man ermessen, welche Schuldenlast dieses Winterquartier unserer kleinen Gemeinde von etwa 280 Einwohnern aufgebürdet hat.

       
Inhaltsverzeichnis
Quellen:
Müller: Chronik von Dromersheim

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