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Die Alte Chronik von 1956

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Dromersheim im 2. Raubkrieg Ludwig XIV. von Frankreich 1661-1715

Ludwig XIV. hatte die Absicht, das ihm verhasste Holland zu vernichten oder doch wenigstens schwer zu demütigen. Zu diesem Zwecke hatte er ein Bündnis geschlossen mit England und Schweden, dem sich noch die Fürstbischöfe von Köln und Münster anschlossen. Holland fand einen Bundesgenossen in Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der seine rheinisch-westfälischen Besitzungen bedroht sah. Diesem Bündnis schloss sich später der Kaiser und Spanien an und 1674 auch das Reich, wodurch sich Köln und Münster von Ludwig XIV. lösen mussten.
 
Schwer hatte Dromersheim in diesem Kriege zu leiden gehabt. In wechselnder Folge wurde es von einem bunten Völkergemisch durch Einquartierungen, Durchzüge, Zahlungen, Forderungen und Lieferungen heimgesucht, die denen des Dreißigjährigen Krieges kaum nachstanden. Was es nicht aus eigener Kraft erstehen konnte, musste es von auswärts aufbringen. Wenn unser Ort schon Heu und Hafer für die Soldateska kaufen musste, dann kann man sich vorstellen, wie es dem eigenen Vieh erging. Die geldlichen Belastungen sind leider nicht einmal genau festzustellen, da vielfach nur die Nebenausgaben für allerlei unangenehme und zeitraubende Bitt- und Botengänge und Dienstleistungen verzeichnet sind. Aber auch diese ergeben zusammengerechnet schon eine erhebliche Summe.
 
Im März 1674 war das Kriegsvolk in unsere Nähe gerückt. Ein Bote wurde zu ihrer „Erforschung" ( = Ausschau halten) nach Kreuznach entsandt. Im gleichen Monat haben die Ebernburger Soldaten verschiedentlich in Dromersheim übernachtet. Einige Zeit später wurden Boten nach Algesheim und Büdesheim geschickt wegen der lothringischen Völker. 1675 waren kurfürstlich mainzische Reiter hier einquartiert, die die Einwohner bei der Saat beschützen sollten. Die Gemeinde kauft Pulver und Bleikugeln „zur Beschützung hiesigen Fleckens". Bald darauf übernachteten weitere mainzische Soldaten hier. 1676 wurde zweimal die Philippsburger Brandschatzung nach Mainz abgeliefert. Der Betrag ist nicht genannt. Für eine kaiserliche Salva Quardia (Schutzwache aus Soldaten) wurden 11 Reichstaler 80 Albus (alb) bezahlt, dazu Botenlohn 1 Reichstaler 19 Alb., der Regimentsquartiermacher münsterischer Völker 15 Rtl. 15 Alb., der Obrist 1 Ohm 4 Viertel Wein. Das Gemeindebuch berichtet, dass durch die Völker das Bürgermeisterbuch verlorenging und ein neues angeschafft werden musste. Das schlimmste Jahr war 1677. Für 3 Leute mit 4 Pferden, die drei Tage und Nächte Munition gefahren haben, wurden 10 Rtl. entrichtet. Infolge der drückenden Lasten reichte man eine Supplikation (Bittschrift) zwecks Nachlassung der Brandschatzung ein. Zu demselben Zwecke schickte der Oberschultheiß einen Reiter an das Amt in Algesheim. Ein Freireiter erhielt für einen Ritt nach- Kreuznach wegen der dahier gelegenen münsterischen Völker 2 Rtl. Von der Philippsburger Brandschatzung lesen wir zwar nichts mehr, wohl aber, dass für die schavianischen (slowenischen) Dragoner nach Höchst 221 Rtl. abgeliefert werden mussten, dazu noch 30 Rtl. für Heu und Hafer. Der Quartiermeister bezog 13 Rtl. 25 Alb., und an Schiffsfracht für Heu und Stroh wurden 11 Rtl gegeben. Der Wachtmeister der Kroaten, der mit etlichen Soldaten hier war, erhielt 6 und bei seiner Abreise von Algesheim 3 Rtl. Johannes Feller und Lorenz Poth holten in Mainz eine Order wegen der Völker. Der Oberschultheiß und Peter Hön wurden in Mainz vorstellig wegen der Kroaten (wofür sie 8 Rtl. erhielten). Lorenz Poth bezahlte in Hödist das Winterquartiergeld für die schavianischen Dragoner und blieb 9 Tage aus. Spesen hierfür 4 Rtl. 15 Alb. Anton Müller kaufte in Lorch Heu für die Kroaten für 12 Rtl. Für dasselbe Volk wurden in Algesheim für 22 Rtl. 15 Alb. Hafer gekauft. Für verschiedene Botengänge nach Mainz, Oppenheim, Kreuznach, Partenheim, Wallhausen, für Salva Quardia, Wiegegeld usw. wurden rund 43 Rtl. verausgabt. Vom 1. bis 14. 9. 1677 lagen vier Reiter hier, die 14 Rtl. Unkosten verursachten, ein weiterer Reiter, der hier sein Quartier haben wollte, schied mit 4 Rtl. 25 Alb. Am 10. 10 erhielt ein Leutnant 8 Rtl. 10 Alb., verzehrt hatte er noch für 14 Alb. 4 Pfg. Für 22 Pferde der Kroaten wurden 19 Rtl. 7 Alb. 4 Pfg. für Heu (das Pfund zu 3 Pfg.) und für 5 Malter Hafer 15 Rtl. 5 Alb. durch Ankauf ausgegeben. Nun beglückten die Lothringer unser Dorf. Ihr Quartiermeister erhielt „als Verehrung" 3 Rtl. Als sie nach Lichtenberg marschierten, mussten ihnen noch 7 Rtl. 15 Alb. gegeben werden. Nach Abzug der Lothringer erschienen die Soldaten „unseres gnädigen Herrn" (des Mainzer Kurfürsten). Über Nacht lagen sie vor der Pforte und waren mit 2 Viertel Wein = 16 Liter für 28 Alb. zufrieden. Allerdings mussten auch ihnen wieder 4 Rtl. „verehrt" werden. Damals sind sie auch „mit Geduld durch den Dorfgraben gelaufen".
1678 wurden dem Hauptmann Sulzbach, der mit etlichen Soldaten ein Nachtlager hier hatte, 10 Rtl. 15 Alb. „verehrt", und der Herr Kommissar, der wegen der Lothringer hier war, erhielt 7 Rtl. 2 Alb.
 
Trotzdem in diesem Jahre der Friede von Nymwegen geschlossen wurde, kam Dromersheim noch nicht zur Ruhe. 1679 wurden dem Leutnant von Hauptmann Batgers Kompanie 3 Rtl. verehrt. Als die würzburgischen Völker nach Trier marschierten, haben sie hier eine Nacht gelegen. Für eine Fuhre mit der Bagage, für Heu, Hafer und Stallung, für Hauptmann Batgers Bagagepferde und weitere Kriegslasten bis 15. Mai entstanden noch etwa 40 Rtl. Unkosten.
 
Als 100 Mann vom Porgisischen (Portugiesischen) Regiment in Dromersheim Quartier beziehen wollten, wurden sie durch den „gnädigen H. Einspänniger" (Freireiter mit eigener Ausrüstung) mit einem Reiter abgewendet, wofür er an „Verehrung und Zehrung" 6 Rtl. 15 Alb. erhielt. Aus demselben Grunde lag Freiherr von Bettendorf mit einem Diener und 2 Einspännigen 2 Nächte hier, so dass unser Dorf von den Portugiesen verschont blieb. Doktor Wasemuth reichte noch 1681 eine Rechnung über 3 Rtl ein für seine Bemühungen in den Kriegsjahren.

Was hier in gedrängter Kürze aus dem Ausgabenverzeichnis der Gemeinde zusammengestellt ist, lässt uns die schweren Drangsale unseres Dorfes in diesem Kriege ahnen. Kaum 9 Jahre später wiederholte sich das Trauerspiel.
       
Inhaltsverzeichnis
Quellen:
Müller: Chronik von Dromersheim

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