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Die Alte Chronik von 1956

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Dromersheim zur Zeit der Klosterstiftungen 754-1044

Mit der Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse in Deutschland durch Bonifatius hielten die Klöster des hl. Benedikt ihren Einzug, die für die Anpflanzung und Ausbreitung des Christentums sowie als Pflanzstätten der mittelalterlichen Kultur von ungemeiner Wichtigkeit wurden. Zu ihrem Aufbau und ihrer Fundierung bedurften sie der Schenkungen und Stiftungen, die fast durchweg von den adligen Grundbesitzern getätigt wurden. In Form, Inhalt und Intention stimmen die Schenkungen im wesentlichen mit der eingangs im Wortlaut wiedergegebenen Urkunde des Eggioli von Worms tiberein, so dass eine regestenartige Aufführung der Schenkungen aus Dromersheim einen hinreichenden Überblick bietet. Die Archive haben uns folgende Urkunden erhalten: 
 
15. Juni 754 Eggiolt schenkt dem Kloster Fulda (gegründet 744) sein väterliches Erbe im Wormsgau im Dorfe Truhtmaresheim etc. (siehe: „Die erste Urkunde") 28. August 763 Graf Leidrat (der Zentgraf oder Hundertschaftsvorsteher) in Bingen, schenkt dem Kloster Fulda einen Platz mit einer Bleibe (Haus mit allem Zubehör) im Dorfe Truntmaresheim.
 
28. August 765 Graf Leidrat schenkt dem Kloster Fulda 25 Morgen Ackerland in der Gemarkung Truhtmaresheim.
 
25. August 765 Gerwin schenkt dem Kloster Lorsch (gegründet 763) sein Vermögen, bestehend aus 30 Morgen Ackerland, einer Bleibe, in der drei Leute wohnen können, und einen Weinberg in der Gemarkung Truchmaresheim im Wormsgau für die Seelen-ruhe seiner Gattin Teudradana.
 
12. Februar 772 Hrodolt vermacht zum Heile seiner Seele dem Kloster des hl. Bonifatius im Gau Grapfeld (Fulda) sein Eigentum in Truhtmaresheim, Sulzisheim (Sulzheim) und Wihinheim (Weinheim), alles was ihm an Alod (freies erbliches Eigentum) und Errungenschaft von seinen Eltern überkommen ist an Boden, Häusern, Gebäuden, Leibeigenen etc., vorbehaltlich der Verwaltung im Dienste des Klosters bis zu seinem Tode.
 
3. Mai 772 Hartmund schenkt bei gesundem Verstand und klarem Beschluss dem Kloster Fulda alles ganz und unversehrt, was er in dem Ort Truhtmaresheim im Wormsgau besitzt an Gebäuden, Hütten, Weinbergen, Ackerland, Feldern, Wiesen, Weiden, Gewässern, Wasserläufen und Leibeigenen.
 
24. April 806 Megingoz schenkt im Auftrage des Herting von Worms dem Kloster Fulda dessen Gut in Truhtmaresheim, bestehend aus 2 Landgütern und den dazu gehörender- Weinbergen, sowie einen Knecht namens Witolt und dessen Sohn Witheren samt ihrem Erarbeiteten.
 
27. Januar 813 Eine Frau namens Adalswind von Worms überträgt dem Kloster Fulda 14 Manzipien (Mansus = Hofgut) in Roghesheim (Roxheim) sowie einen Weinberg in Truhtmaresheim, an den an der einen Seite der Anteil des hl. Petrus (Kirche zu Dromersheim) angrenzt, auf zwei anderen Seiten der Anteil des hl. Bonifatius (Kloster Fulda). Adalswind behält sich bis zu ihrem Lebensende das Recht zum Gebrauch vor gegen einen jährlichen Zins von zwei Denaren für eine hl. Messe zum hl. Bonifatius. 8. April 816 Herimot von Worms schenkt und übergibt an den hl. Bonifatius (Kloster Fulda) als Almosen seines Vaters Remuing 10 Morgen Wiesen und etliche Weinberge in Truhtmaresheim.
 
10. November 821 Waltrata, die Witwe des Adrian, übergibt ihr Eigentum in verschiedenen Orten, wobei Dromersheim nicht vertreten ist, dem Kloster Fulda. Diese Übergabe wurde ausgefertigt in villa königl. Fronhof Truhtmaresheim.
   
28. September 874 Der Kölner Erzbischof Willibert hatte zur Kirchweihe seines Domes and Wegen noch sehr vieler anderer göttlicher und menschlicher Geschäfte zahlreiche Kirchenfürsten nach Köln eingeladen, darunter auch den Erzbischof Liudbert von Mainz. Nach den heiligen Funktionen ließ dieser anfragen, ob der Erzbischof Willibert etwas von dem, was sie bei sich hätten oder zu Hause besäßen, begehre. Gütig antwortete er, dass er durch ihre Ankunft schon überreich beschenkt sei. Wenn er aber etwas gemäß ihres Anerbietens fordern dürfe, so sei es eine Urkunde mit Siegel über die Zehnten, die der hl. Kunibert und die dort Gott dienenden Brüder in der Diözese Mainz hätten, damit sie nicht weiter von Neidern und Gegnern belästigt würden. Von seinen erzbischöflichen Vorgängern seien diese Rechte schon bestätigt worden. Diesem Wunsche kam der Erzbischof Luidbert gerne nach und bestimmte, dass sie in Drutmarisheim, wo sie eine eigene Kirche haben (Dromersheim war damals wohl ein Pfarrdorf), sowohl für ihr Haus (= Hof) wie für ihre Familie ohne Widerspruch das Zehntrecht haben sollten. In Asmundisheim (Aspisheim), wo sie keine eigene Kirche haben, soll die Familie an die dortige Kirche den Zehnten von ihrer Erwerbung zahlen. Das St. Kunibertstift in Köln hatte zu jener Zeit auch Wiesen in Welgesheim (Willengisheim) und einen Wein-berg in Vendersheim (Bendirdisheim). Der Dromersheimer Besitz des St. Kunibertstiftes, bestehend aus Kirche, Fronhof und Zehnt, geht auf einen Erwerb ums Jahr 650 zurück. 26. Februar 886 Das Kloster Prüm in der Eifel (gegründet 720) hatte Güter im Wormsgau, und zwar in Uckenheim, Jencingon, Apenheim, Druhtmaresheim und Asmundisheim (Ockenheim, Gensingen, Appenheim, Dromersheim und Aspisheim). Diese wurden einem gewissen Hartmann zu lebenslänglicher Präkerie (Nutznießung) verliehen. 11. Februar 893 König Arnulf (887—899), der letzte tatkräftige Karolinger, der über Deutschland regierte, bereicherte auf Bitten des Erzbischofs Hatto von Mainz (891—913) das Kloster St. Maximin in Trier mit vielen Besitzungen. Unter den Orten dieser Urkunde, die am Hofe zu Ingelheim ausgefertigt wurde, wird auch Thionenheim (Dromersheim) genannt.
 
1044 Graf Eberhard stiftete das Kloster Sponheim in Monte Campi ap. Grucenach (Feldberg bei Kreuznach) und beschenkte es reichlich mit Gütern. Unter den zahlreichen Orten wird auch Dromersheim aufgezählt mit einem halben Hofgut (mansus) und 4 Weinbergen sowie 6 Maltern Korn und einer Mark Pfennig von einem Weinberg im Morsfeld, zahlbar an Martini.
Mit vorstehender Urkunde schließen die bekannten Klosterschenkungen aus Dromersheim ab. Es ist erstaunlich, wie weitverzweigt und weiträumig der zahlreiche Fern- und Streubesitz der Klöster sich ausdehnte. Fulda hatte beispielsweise gegen 15 000 Meierhöfe, Lorsch besaß Güter am ganzen Rhein, in Holland und sogar in Paris, und der Kölner und Prümer Besitz reichte weit bis in das nördliche Rheinhessen (damals Worms- und Nahegau) hinein. Da es eine Unmöglichkeit war, diese Güter von einer Zentrale aus zu verwalten, und da den Geistlichen verboten war, Blut zu vergießen, setzten die Klöster weltliche Schirmvögte ein, um ihre Besitzungen zu verwalten, wofür diese das Schirmgeld oder den Fronzins erhielten. Gleichzeitig strebten die Schirmvögte nach immer größerer Selbständigkeit, wodurch es oft zu Streitigkeiten kam. Vielfach machte sich auch die Begehrlichkeit der Nachbarn bemerkbar, für Dromersheim, das eine sehr umfangreiche, aber auch gefährdete Position des Kölner Besitztums war, z. B. Kurpfalz. Eine Flurbereinigung durch Tausch und Verkauf wurde notwendig, die zu einer Abrundung und Festigung der sich allmählich im Aufbau befindlichen Territorien führte. In diesen Verhältnissen liegt auch die Ursache dafür, dass das Stift St. Kunibert in Köln seinen Fronhof mit Patronatsrecht in Dromersheim im Jahre 1239 an das Stift St. Stephan in Mainz verkaufte, für das 1139 schon ein Fronhof in Dromersheim erwähnt wird. Auch der Erzbischof von Mainz besaß 1133 hier einen Fronhof. Der Streit der Ritter von Montfort um Dromersheim um die Mitte des 14. Jahrhunderts mit dem Stift St. Stephan findet ebenfalls in diesen Spannungen seine Erklärung. Der Grundbesitz des Stiftes in Dromersheim betrug im Jahre 1470 rund 135 Morgen, im Jahre 1618 = 151 Morgen (135V2 Morgen Ackerfeld, 12 Morgen Weinberge und 3Vä Morgen Wiesen, wovon 10 Malter Korn an Pacht in die Kellerei zu Algesheim und 7'/2 Pfund öl in die Kirche zu Dromersheim zu geben waren). Im Jahre 1668 wird er mit 145 Morgen angegeben, die von allen „Beschwernissen" (= Abgaben) frei waren. Im Jahre 1780 werden die schatzungsfreien Güter des Stiftes (d. h. für die keine Abgaben zu leisten waren) mit 102V2 Morgen angegeben. An den ehemaligen Besitz und die Gerechtsame des Stiftes in Dromersheim erinnert jetzt noch das Stephansgäßchen, das oben auf den sog. Stephansberg führt. In ihm befindet sich nur ein Haus, die ehemalige
Schmiede Mauer, Langgasse 231 (jetzt im Besitz von Josef Weis), die seiner ganzen Anlage, seiner Lage mit der Öffnung durch das Ölgäßchen zur Hauptstraße und seiner Ausdehnung nach, wohl als der einstige Fronhof angesprochen werden kann, wie den Verfassern einmal glaubwürdig versichert wurde. In den Kriegen zur Zeit der französischen Revolution wurde es zerstört. Bei einer Aufstellung der Kriegsschäden im Jahre 1796 wurde der Gebäudeverlust des Stiftes mit 1000 Gulden angegeben.

       
Inhaltsverzeichnis
Quellen:
Müller: Chronik von Dromersheim

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