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Die Alte Chronik von 1956

in der Chornik mit Stichwörtern suchen

Aus ältester Zeit

c) Die Römer

Steinzeitliches Hünengrab
Es wurde 1933 beim Ausmadien eines alten Nussbaumes entdeckt. Das Grab lag etwa 1,50 m unter der Erdoberfläche. Die Steine, die zu seiner Einfriedung verwendet wurden, sind vom Hörnchen herbeigeschafft und mit der glatten Seite nach innen geschichtet. Die einzelnen Steine wiegen 1 bis 2 Zentner. Das Grab hat eine Länge von 2,70 m und eine Breite, die an der Kopfseite 1 m beträgt, sich nach unten aber kurvenartig verjüngt. Der Inhalt des Grabes bestand aus Menschen-knochen, Scherben großer Krüge und einer kleinen, zierlichen Schale. Die Scherbenreste des Schälchens waren außerordentlich interessant. Sie wiesen ein geschnitztes Ornament auf, das man hier in unserer Gegend noch nicht antraf und das auf südlichen Einfluss hindeutet.
Die überlegene Kriegskunst der Römer (Pilum!) hatte gegenüber der tapferen Gegenwehr der Germanen den Sieg davongetragen und bis zum Jahre 51 v. Chr. unter ihrem Führer Julius Cäsar den Rhein zur Grenze ihres Weltreiches gemacht, um ihre eroberten Gebiete zu sichern, legten sie befestigte Standlager oder Kastelle an, die sie zum Zwecke der Versorgung ihrer Legionen mit einem dichten Netz von Heer- und Handelsstraßen verbanden. Neben den großen Fernstraßen gab es kleinere Verbindungswege, die allesamt mit Steinen bestückt oder gepflastert waren, so dass sie bei jeder Witterung und zu jeder Jahreszeit gut zu benutzen waren. Auch von Ingelheim über Ockenheim und an Dromersheim vorbei nach Gensingen und Kreuznach sowie von Ockenheim durch die Felder der Brutswiese nach Büdesheim führten solche Wege.
Noch jedes Jahr stößt der pflügende Bauer in der Brutswiese am unteren Ende der Äcker dicht am Graben auf Steinpflaster, so dass der Pflug nicht angreift, sondern knirschend über das Gestein hin wegrutscht. Hier hat man auch die Spuren (Mauerwerk, Ziegel mit Schrift und Scherben) von zwei römischen Maierhöfen (villae rusticae) festgestellt, auf denen wahrscheinlich reiche Römer oder ausgediente Soldaten saßen, denen man gewissermaßen als Ruhegehalt ein Stück Land als Eigentum zugewiesen hatte. Ihre Höfe waren in einem ganz bestimmten Abstand voneinander angelegt, nach Spang 355 bzw. 710 Meter — denn die Veteranen hatten auch noch die Straßenpolizeigewalt auszuüben. Die Häuser waren von einer Mauer umgeben und die Dächer mit roten Ziegeln (terra sigilatta) bedeckt. Auch die Funde in der Gewann „am Grolsheimer Weg" weisen auf eine frührömische Ansiedlung hin. Nach einer Notiz aus dem Jahre 1882 hat man hier mehrfach Begräbnisplätze entdeckt, in denen sich irdene Töpfe, Aschenkrüge mit kleinen Knochen und Nägeln, ferner rote flache Schüsselchen aus Ton befanden. Diese Ansiedlung lag sicherlich an der Straße, die von Bingen über Gensingen nach Alzey führte. Die Finder haben die Gegenstände alsbald an interessierte Antiquare (genannt wird Uhrmacher Schäfer, Bingen) verkauft, die sie wieder weiter veräußerten.
 
Die Funde am „Grolsheimer Weg" wurden 1933 noch bereichert durch die Freilegung eines weiteren Grabes, das man in einer Tiefe von 1,50 m entdeckte. Es hatte eine Länge von 2,70 m und eine Breite von etwa 1 m und war innen mit 1—2 Zentner schweren Steinen eingefriedet (Pfarrchronik). Den jüngsten Fund (der aus mehreren Gräbern mit Urnenbestand) machte man im Februar 1953 „am Walerpfad" bei den Ausgrabungen der Fundamente für das neue Pfarrhaus.
 
Er stammt aus der frühfränkischen mit Spuren aus spätrömischer Zeit. Im Januar 1906 wurden aus einem Gemeindebrunnen 19 Ton- und 2 Zinnkrüge mit Deckel zutage gefördert, die der aus Dromersheim stammende Gastwirt Martin Albert aus Bingen erworben und damit die Gesimse seines Gastzimmers geziert hat. Wo sie nach dessen Tode hinkamen, ist nicht bekannt.
Zwischen der römischen Besatzungsmacht und der auf der Scholle verbliebenen einheimischen Bevölkerung entwickelte sich bald durch Tauschhandel ein reger friedlicher Verkehr, so dass beide Kulturen miteinander verschmolzen. Die Römer waren in der Hauptsache Acker- und Weinbauern und übten auf die kulturelle Entwicklung der Germanen einen großen Einfluss aus. Die Germanen lernten von ihnen viel Gutes und Nützliches und übernahmen mit der Sache auch deren Namen. So haben damals zahlreiche Wörter im Wein- und Gartenbau, im Handelsverkehr und Rechtsleben, in Küche, Haus und Kleidung usw. ihren Eingang aus der lateinischen in unsere Sprache gefunden, die man Lehnwörter nennt, denen wir aber heute ihre fremde Herkunft nicht mehr ansehen.
 
Die Römer führten bei uns auch den Wein- und Obstbau ein. Mit größter Wahrscheinlichkeit pflanzten sie schon am Ende des 2. Jahrhunderts am Dromersheimer Berg die Rebe in größeren Anlagen an. Die Behauptung, Kaiser Probus (276—282) habe den Weinbau am Rhein und an der Mosel eingeführt, entspricht nicht den Tatsachen. Er hob nur das Weinverbot auf, das für das römische Germanien bestand, um die italienischen Weine vor der Konkurrenz zu schützen.

       
Inhaltsverzeichnis
Quellen:
Müller: Chronik von Dromersheim

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