www.bingen.de

Die Heiligen in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Bingen-Dromersheim
Bilder und Text © Werner Hochthurn

Muttergottes

Da im Mittelalter in Dromersheim neben der Peterskirche auch eine Marienkirche bestand, ist die Muttergottes auch in unserer heutigen Pfarrkirche mehrfach vertreten. Über der schlicht gerahmten Tür des Hauptportals ist in der Mitte des Giebels eine große Rundbogennische mit der Figur der Immakulata auf der Weltkugel. Diese typische Gewandfigur aus der Mitte des 18. Jahrhunderts wird der Werkstatt des Mainzer Bildhauers Peter Heinrich Hencke zugeordnet. Die Madonna steht auf einer Kugel und hat die Größe von ca. 2m. Das Material besteht aus hellrotem Sandstein. Die Statue wurde 2004 restauriert (Kosten ca. 8.800,-€).
Im Seiteneingang rechts (Windfang) ist eine Nachbildung der Marienfigur von 1420 (Schöne Dromersheimerin) in würdevollem Rahmen zu sehen.

Das Bild im Hochaltar stellt die Himmelfahrt Mariens dar. Wie üblich in den Barockkirchen ist der linke Seitenaltar der Muttergottes geweiht und zeigt das Bild der Immakulata.
 
Zwischen Kanzel und Marienaltar (Seitenaltar links) ist eine Pieta in der Fensternische aufgestellt. Sie steht wesentlich tiefer als die anderen Figuren, so dass Beterinnen und Beter sich auf Augen-höhe mit Christus und Maria befinden:
Die Betrachtung des Leidens Christi galt als der Krönungs-weg der Frömmigkeit.

Die Pieta (von pietas: Mitleid, Frömmigkeit) zeigt Maria mit ihrem toten Sohn noch einmal ganz nah, so nah wie in der Kindheit des Herrn. Vesperbild ist der deutsche Ausdruck; er erinnert daran, dass Jesu Leichnam zur Abendstunde (Vesperstunde) vom Kreuz abgenommen wurde.

Maria kniet unter dem Kreuz, über dessen Querbalken ein Leinentuch hängt. Sie ist über ihren Sohn gebeugt und hält ihn in dem linken Arm in ihren Umhang gehüllt fest Mit der rechten Hand hält sie den Arm ihres Sohnes. Der blaue Umhang über ihrem roten Kleid ist innen mit Gold belegt und lässt den Herrn in diesem Gold liegen. Die Wundmale sind im Blut deutlich zu erkennen.

Während Jesus im Tod einen erlösten und ruhigen Gesichtsausdruck zeigt, nicht vom schweren Martertod am Kreuz geprägt, schaut Maria mit einem traurigen Blick auf ihren Sohn. Diese Gesichtsausdrücke zeigen deutlich die mittelalterliche Vorstellung, dass sowohl Maria als auch ihr Sohn ein „vollkommenes Vorherwissen“ hatten, was mit ihnen in Zukunft geschehen würde.

Die Pieta wurde auf Betreiben von Pfarrer Wehrheim von den Dietersheimer Eheleuten Peter Bender und Barbara geb. Gilles (gebürtig aus Dromersheim) gestiftet. Die Festpredigt bei der Benedizierung am 21. September 1913 hielt Kaplan Poth, damals in Hechtsheim tätig.